Mittwoch, 14. August 2013

Wahrnehmen - Sprechen - Denken

Sprache und Denken - Sprechen und Gedanke

Die Sprache kann als Grundlage allen Lebens, der Lebendigkeit betrachtet werden. Wahrnehmung braucht Worte. Unsere Sicht der Welt wird bestimmt durch die Sprache, die wir sprechen. Unser Wortschatz und unsere Grammatik wirken wie Filter, die bestimmte Wahrnehmungen durchlassen, andere hingegen abhalten.

Das Denken ist eine Funktion der Sprache.
Wir können nichts denken, was unsere Sprache nicht schon vorgibt. Verschiedene Sprachen bedienen sich unterschiedlicher Mittel, um Phänomene in der Realität zu bezeichnen. Aber eigentlich können wir nur das wahrnehmen, was wir sprachlich erfassen können.
Nur wer spricht, denkt! 
Daraus folgt, wir können nur das wahrnehmen, was die eigene Sprache zulässt. Und weiter, jeder, der keine Sprache spricht, hat auch keine Wahrnehmung. Die Muttersprache beeinflusst unsere Ausdrucksfähigkeit, zumindest was Laute angeht. Der Wortbestand unserer Sprache lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Objekteigenschaften.
Damit ist der sprachliche Determinismus unseres Denkens beschrieben.
Die Sprache schränkt zwar unsere Wahrnehmung nicht ein, lenkt sie aber in bestimmte Bahnen. Konzepte, die in unserer Sprache vorgebildet sind, nehmen wir eher wahr. Somit hat das Vokabular und die Grammatik einen entscheidenden Einfluss auf unsere Sichtweise der Welt. Unsere Sprache wirkt daraufhin, wie wir über Gegenstände und Phänomene denken, welche Eigenschaften wir ihnen zukommen lassen. 
Nichts können wir denken oder eben zuerst wahrnehmen, was unsere Sprache nicht zulässt.

Die Sprache bildet ab, was an Bedürfnissen in der Gesellschaft da ist.
Deshalb gilt es, die Bedürfnisse einer Gesellschaft, einer Kultur zuerst zu erforschen, um sie dann mit der sprachlichen Existenz in Verbindung zu bringen.
Der Mensch aber übt mehr Macht auf die Sprache aus, als die Sprache auf den Menschen. Wenn ein Bedürfnis "wächst", schafft es sich sprachliche Mittel, oder anders herum ausgedrückt, das Subjekt, das ein Bedürfnis empfindet, erarbeitet dafür einen sprachlichen Ausdruck. Denn die Sprache ist erweiterbar und für unsere Bedürfnisse reformulierbar. Deshalb ist es ein Irrweg, vom Denken so zu sprechen, dass es zwangsläufig vom vorfindbaren Sprachbestand allein bestimmt wird. Dabei ist von der Dichotomie Ursache und Wirkung auszugehen, wenn zu fragen ist, wie stark eigentlich unsere Sprache unsere Wahrnehmung beeinflusst.
Auf jeden Fall gilt es festzuhalten, dass Sprache unser Denken formt. Dabei maskiert Sprache unsere Wirklichkeitswahrnehmungen und bringt den Benutzer dazu, etwas Besonderes zu erfassen, was etwa als sprachliches Konzept bereits vorliegt. Ebenso gilt, durch Worte, die neugebildet wurden, werden Menschen in der Wahrnehmung der Phänomene beeinflusst.
Sprache also beeinflusst in gewisser Hinsicht unsere Interpretation der Wahrnehmung, unser Empfinden der Realität.

Sonntag, 11. August 2013

Intrkulturelle Theologie - Grundposition

Interkulturelle Theologie
Interkulturelle Theologie in Verbindung mit Religionswissenschaft ist von grundlegender Relevanz für das Ganze der evangelischen Theologie im Horizont globaler Herausforderungen.
Der globale Kontext erfordert eine Repositionierung des theologischen Denkens. Entwicklungen in nicht-westlichen religiösen und kulturellen Kontexten betreffen Europa heute unmittelbar (z. B. Handel, Tourismus, Militäreinsätze, Terrorismus). Die Theologie wird von der Öffentlichkeit zu qualifizierten Stellungnahmen in neu entstandenen Fragekomplexen aufgefordert. Die zunehmende Globalisierung wirft das ökumenische Problem in neuer Weise auf, weil die lokale Präsenz des Christentums mit regionalen Kulturen, Milieus und Religionen interagiert (z.B. pfingstlich-charismatische Bewegungen, Befreiungstheologien, Unabhängige Kirchen).
Die religiöse Pluralität in Europa verlangt von der Theologie eine be- sondere Kompetenz bei interkulturellen Fragestellungen und bei der theologischen Reflexion der Begegnung des Christentums mit nicht- christlichen Religionen, Weltanschauungen und Traditionen. 
Die christliche Botschaft ist inhaltlich so verfasst, dass sie sich an alle Menschen richtet, ohne vor kulturellen, ethnischen oder politischen Grenzen Halt zu machen. Mit ihrem die ganze Menschheit betreffenden Inhalt ist untrennbar eine Form der Weitergabe verbunden, die im christlichen Zusammenhang als Mission bezeichnet wird. 
Imterkulturelle Theologie ist eine eigenständige theologische Disziplin, die sich mit dem Verhältnis des Christentums zu nicht-christlichen Religionen und mit seiner interkulturellen Ausdifferenzierung befasst. 
Die Stellung und Bedeutung dieses Fachs innerhalb der Theologie sowie im Austausch mit den Kulturwissenschaften ist hingegen noch nicht hinreichend geklärt.
Das Fach in seiner heutigen Ausrichtung widmet sich in einer breiten theologischen Perspektive der Begegnung und Auseinandersetzung des Christentums mit nicht-christli- chen Religionen sowie der theologischen Reflexion nicht-westlicher kultureller Dialekte des Christentums in engem Bezug auf allgemeine ökumenische Fragestellungen. 
Aufgabe der Interkulturellen Theologie/Missionswissenschaft ist es, die Interaktion zwischen Christentum und nicht-christlichen Religionen und Weltanschauungen sowie die dadurch ausgelösten Transformationsprozesse des Christentums in unterschiedlichen kulturellen Kontexten theologisch zu reflektieren. 

Dienstag, 6. August 2013

Wer oder was nimmt wie wahr? Kleine phänomenologische Studie zur Wahrnehmung

Wer oder was nimmt wie wahr?
Kleine phänomenologische Studie zur Wahrnehmung

Erst einmal wahrnehmen:
Ohne Wahrnehmung kein Leben. Die Lebendigkeit des Mensch-seins zeichnet sich durch die Qualität der mannigfaltigen Wahrnehmungen und deren rationale und ästhetische Verarbeitung und Bewältigung aus. Denn du bist, was du denkst, und Wahrnehmung ist die Nahrung des Denkens!
Deshalb: Wer oder was nimmt was wie wahr?

Und da kommt die These:
Der Mensch ist ein wahrnehmendes Wesen. Wahrnehmung bezieht sich auf Gegenstände und Phänomene, alles, was sich der Sinnlichkeit öffnet.

Und hier die Entfaltung:
Ohne Wahrnehmung keine Erkenntnis, ohne Erkenntnis kein Wissen. Wahrnehmung konstituiert das Mensch-Sein als phänomenales Subjekt. Ohne Wahrnehmung also kein Subjekt, und ohne Objekte keine Wahrnehmung.

Einen Schritt weiter:
Doch wie funktioniert dann Wahrnehmung?
Wahrnehmung ist vom Subjekt her gesprochen der konstruktivistische Zugang zur Welt "draußen". Das Subjekt ist das Gegenüber zur Welt. Es nimmt die Welt wahr, wobei unschwer ein Dualismus, eine Opposition von Mensch und Welt vorausgesetzt wird. Doch wird dabei nicht übergangen, dass der Mensch selbst der Welt zugehörig, ja angehörig ist? Die Opposition von Welt und Mensch verläuft in eine kaum lösbare Aporie, einer Unmöglichkeit, die Frage nach dem Wer, Wie und Was der Wahrnehmung zu lösen, da Widersprüche in der zur Lösung notwendigen Begrifflichkeit auftreten.

Umkehren und neu ansetzen:
Es gilt die Bedingungen der Möglichkeit von phänomenaler Erkundung und Gegenstandserfahrung zu pointieren und offen zu legen.
Ist das Ich der Wahrnehmung, das Subjekt, das in den Mittelpunkt zu rücken ist, der Ausgangspunkt, somit also Wahrnehmung als subjektiven Akt zu sehen und ist das Objekt der Wahrnehmung als Produkt des Subjekts dann zu denken?
Oder ist es der Akt und das Objekt der Wahrnehmung, die das Subjekt hervorbringen und qualifizieren?

Ein neuer thetischer Anschluss
Die Wahrnehmung ist es, die den Wahrnehmenden hervorbringt, weil sie es ist, die ihn zu demjenigen macht, der er ist, ein wahrnehmendes Subjekt.
Was damit nicht erklärt wird, ist die Existenz von Wahrnehmungen. Das Phänomen, dass der Mensch wahrnimmt und nicht vielmehr nicht, bleibt ein Rätsel, aber ein Rätsel, mit dem man leben kann. In Zuspitzung kann nur gesagt werden, weil es meine Wahrnehmung gibt, gibt es mich in der Welt.

Auf neuem Weg
Der neue denkerische Aufbruch, der die Bedingungen zur Möglichkeit von wahrnehmender Aktion aufnimmt, zeichnet sich dadurch aus, dass der traditionelle Primat des Wahrnehmende durch den Primat der Wahrnehmung ersetzt wird. Der Primat des Wahrnehmende drückt aus, dass es subjektive Absicht ist, einen Gegenstand oder ein Phänomen wahrzunehmen.
Denkbar und logisch nachvollziehbar in einer klaren Unterstreichung ist der andere Weg, dass Gegenstand oder Phänomen, das als Subjekt Gedachte zur Wahrnehmung nötigen.
Aus einem etwas verkürzenden Blickwinkel gesprochen ergibt es sich, dass die Wahrnehmung den Wahrnehmenden zwingt und ihn als Wahrnehmenden konstituiert, insofern das Objekt oder das Phänomen als wahr und wirklich zu nehmen. Ontologisch, vom Sein des Seienden aus betrachtet, ist festzuhalten, dass die Welt sich aufdrängt, indem sie den Menschen in die Wahrnehmung zwingt. Das wahrnehmende Subjekt kann gar nicht anders als wahrnehmen, da ontologisch ein Zwang durch die Existenz der Wahrnehmung vorgegeben ist.

Neue Folgerungen
Wird die Wahrnehmung in ihrem Primat als wirklich erfasst, erscheint der Wahrnehmende zum Dasein in einer anwesenden und gegenwärtigen Welt verurteilt. Weil ich wahrnehme, wird mir zumute, in einer Welt zu sein, die existent, präsent, anwesend und wirklich ist. Das Wahrzunehmende zwingt den Wahrnehmenden unausweichlich an seiner Welt teilzunehmen. Deshalb gilt es, davon auszugehen, dass nicht ich in meiner Wahrnehmung die Welt konstruktiv hervorbringe, sondern meine Wahrnehmung der Welt mit der Folge verbunden ist, dass ich in der Welt vorkomme. Wahrnehmung heißt folglich: Ich bin ein Teil davon. Die Wahrnehmung zwingt mich zur Anteilnahme. Ich befinde mich durch die Wahrnehmung in einer Partizipationspflicht zur Welt. Dadurch ist die Opposition Welt und Subjekt endgültig aufgehoben. Ich muss in der Welt sein als Form des anteilnehmenden Dabei-sein, weil die Wahrnehmung mich hervorbringt. Dieses Mich ist von daher gezwungen, Subjekt seiner Wahrnehmungszustände zu sein. In der Wahrnehmung etwa subjektiv abzuschalten ist unmöglich, denn das würde bedeuten, die ureigenste Qualität des Mensch-seins zu dispensieren, die eben das Wahrnehmen ist.

Schlussthese
Durch die Wahrnehmung sind wir in der Welt, und die Wahrnehmung verbindet uns mit einer nicht aufhebbaren Präsenz- und Partizipationspflicht.

Einstellungen zum Altern

Auf dem Weg des Alterns - eine Miniatur.

Kontextuelle Aufnahme
Überzeugungen bestimmen, wie ich mich fühle. Deshalb können durch innere Überzeugungen Alterungsprozesse umgekehrt werden. Negative Stereotypen über die Erscheinungsformen des Alters gilt es abzulegen. Unvermeidlichkeit des körperlichen Leidens ist nicht ein Automatismus des Alterungsprozesses.

Was vorzufinden ist
Es gibt die Macht der inneren Einstellung, die sich körperlich auswirkt. Negative Stereotype über das Alter stimmen darauf ein, dass Fähigkeiten und Kräfte abnehmen. (selffullfilling prophecy) 

Neujustierung
Ich mache mich zum Hüter der eigenen Gesundheit. - Psychologie der Möglichkeit.
Zieldefinition - Wo möchte ich hin, wohin möchte ich? Die subtile Veränderung des Denkens bewirkt eine Verbesserung durch das Suchen nach Wegen. Dabei handelt es sich um das Gegenteil von Anpassung an einen unbefriedigenden Zustand.
Wertfreies Ausprobieren - Testen verschiedener Alternativen. Ohne Bewertung, nur im Blick darauf, ob sie erfolgreich sind. Diese wertfreie Haltung gibt den Blick frei, Besonderheiten und Unregelmäßigkeiten des Körpers wahrzunehmen. Daraus folgt eine neue Ausrichtung.
Achtsamkeit entwickeln - so wird der Zustand der Wachheit bezeichnet, durch den man  versucht, auf schematisches Denken zu verzichten, Stereotype und Pauschalurteile zu verlassen. Präsenz zeigen durch ständiges Hervorbringen neuer Denkmuster, eine Offenheit für Neues bezeugen im Bewusstsein, dass es mehr als nur eine Perspektive gibt. (interkultureller Zugang)
Unachtsamkeit hingegen ist das Gefangensein in alten Kategorien, unterstützt von einem automatischen Verhalten, durch das neue Signale ignoriert werden, hin zu einer einlinigen Sichtweise.
Meditation der Achtsamkeit gegen unachtsame Zwänge - so verstanden ist sie dem kritischen Denken nahe, wenn es gilt, Meditation als Ansatz konstruktiver, optimistischer und belebender Veränderungen anzugehen. Aktiv neue Dinge zu betrachten, heitert auf und wirkt gegen Ermüdung.
Meditative Selbstbeobachtung führt dahin, zu erkennen, dass der Körper keine Stabilität und Stillstand kennt, sondern Fähigkeiten und Schwächen sich ständig ändern, und zwar unabhängig von Alterungsprozessen. Eine erhöhte Aufmerksamkeit für diese Schwankungen nimmt die Angst vor der Stabilität der Gebrechen. 

Ein aufmunternder Schluss: 
Frage nicht, warum werde ich vergesslich im Alter, sondern: Warum habe ich gerade das vergessen und jenes andere aber behalten!
Wenn wir glauben, dass etwas unmöglich ist, dann wären wir dumm, es überhaupt zu versuchen.
Wenn wir anerkennen, dass es doch keine Gesetzmäßigkeit, keine absolute Norm gibt, dann ist es plötzlich nicht mehr dumm, etwas vermeintlich Irreversibles verändern zu wollen!  
Also, die Überzeugungen bestimmen, wie ich mich fühle.