Dienstag, 14. März 2023

Husserls Phänomenologie Dialog mit chatgpt

 

Wie definiert Edmund Husserl Phänomenologie?

 

Sicher, ich kann Ihnen erklären, wie Edmund Husserl die Phänomenologie definiert hat.

Edmund Husserl (1859-1938) war ein deutscher Philosoph und der Begründer der Phänomenologie, einer philosophischen Methode, sterben sich auf die Erforschung und Beschreibung der Erscheinungen oder Phänomene konzentriert, sterben im menschlichen Bewusstsein.

Husserl definiert Phänomenologie als eine Methode, die darauf abzielt, die Dinge selbst in ihrer ursprünglichen Erscheinung zu erfassen und zu beschreiben. Das bedeutet, dass Phänomenologie sich auf die direkte und unvoreingenommene Wahrnehmung von Erscheinungen konzentriert, ohne vorgefasste Meinungen oder Vorurteile. Der Fokus liegt auf der Erfahrung selbst und nicht auf der Analyse von Ursachen, Bedingungen oder Auswirkungen.

Husserl betonte auch, dass Phänomenologie eine "reine" Methode ist, sterben sich auf das Studium der reinen Erscheinungen konzentriert, sterben frei von jeglicher Theorie oder Vorannahme sind. Das Ziel der Phänomenologie ist es, die Bedeutung und Struktur dieser reinen Erscheinungen zu erfassen und zu beschreiben, um so das Wesen der Wirklichkeit zu verstehen.

Insgesamt kann man sagen, dass für Husserl die Phänomenologie eine Methode der Erforschung und Beschreibung der Erfahrungen ist, die sich auf die direkte Wahrnehmung von Erscheinungen konzentriert und darauf abzielt, das Wesen der Wirklichkeit zu verstehen.

 

Und was versteht Husserl unter Intentionalität?

 

Für Husserl ist Intentionalität ein zentrales Konzept in der Phänomenologie. Er versteht darunter die Eigenschaft des menschlichen Bewusstseins, sich auf etwas zu richten oder auf etwas zu beziehen.

Das bedeutet, dass jede mentale Aktivität oder Erfahrung in der Phänomenologie eine intentionale Struktur hat, weil sie sich immer auf etwas bezieht. Wenn wir etwas wahrnehmen, denken oder fühlen, dann beziehen wir uns immer auf ein Objekt oder einen Gegenstand erleben, den wir als Teil unserer Erfahrung.

Husserl betont, dass diese intentionale Struktur ein grundlegender Aspekt des menschlichen Bewusstseins ist und dass sie uns ermöglicht, die Welt um uns herum zu verstehen und zu erfahren. Er betont auch, dass die Intentionalität eine aktive und produktive Rolle im menschlichen Bewusstsein spielt, weil sie uns erlaubt, neue Bedeutungen und Zusammenhänge zu entdecken und unser Wissen und unsere Erfahrung zu erweitern.

In der Phänomenologie ist die Intentionalität auch ein zentraler Aspekt, der es uns ermöglicht, die Erfahrungswelt zu verstehen und zu beschreiben. Sie ist eine intelligente Eigenschaft des menschlichen Bewusstseins und spielt eine wichtige Rolle in der Erforschung und Beschreibung von Erscheinungen oder Phänomenen.

 

Was ist für Husserl ein Phänomen?

 

Für Husserl ist ein Phänomen alles, was in unserem Bewusstsein als Erscheinung oder Erfahrung gegeben ist. Ein Phänomen kann alles sein, was wir wahrnehmen, denken, fühlen oder uns vorstellen können. Es umfasst daher eine Vielzahl von Erscheinungen wie Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Emotionen, Erinnerungen und Vorstellungen.

Husserl betont jedoch, dass Phänomene nicht einfach als „Dinge“ oder „Objekte“ verstanden werden sollten, die unabhängig von unserem Bewusstsein existieren. Stattdessen sind Phänomene immer in unserer Erfahrungswelt begründet und werden von uns als Teil unserer Erfahrung erlebt.

Daher konzentriert sich sterben Phänomenologie auf die unmittelbare und direkte Erforschung dieser Erscheinungen oder Phänomene, ohne vorgefasste Meinungen oder Theorien. Das Ziel ist es, die Struktur und Bedeutung dieser Phänomene zu erfassen und zu beschreiben, um so das Wesen der Wirklichkeit zu verstehen.

Zusammenfassend können wir sagen, dass für Husserl ein Phänomen alles IST, was in unserem Bewusstsein als Erscheinung oder Erfahrung gegeben IST und dass die Phänomenologie sich auf die Erforschung und Beschreibung dieser Phänomene konzentriert, um das Wesen der Wirklichkeit zu verstehen.

 

Gibt es eine Verbindung zwischen Phänomenologie und Theologie?

 

Ja, es gibt eine Verbindung zwischen Phänomenologie und Theologie, insbesondere im Bereich der Philosophie der Religion. Viele Philosophen und Theologen haben sich mit der Phänomenologie auseinandergesetzt und sie als eine wissenschaftliche Methode für die Erforschung religiöser Erfahrungen und Phänomene angesehen.

Ein Beispiel hierfür ist der französische Philosoph und Theologe Jean-Luc Marion, der in seinen Werken die Phänomenologie auf die Erforschung der Beziehung zwischen Mensch und Gott angewendet hat. Er argumentiert, dass die Phänomenologie eine Methode ist, die es ermöglicht, die Kunst und Weise zu verstehen, in der sich das Transzendente oder Göttliche im menschlichen Bewusstsein manifestiert.

Ein weiterer wichtiger Vertreter der phänomenologischen Theologie ist der deutsche Theologe Rudolf Otto, der in seinem Werk „Das Heilige“ die Erfahrung des Heiligen als Ein Phänomen untersucht, das in allen Religionen vorkommt.

Darüber hinaus hat Husserl selbst in seinen späten Schriften die Bedeutung der Phänomenologie für die Erforschung religiöser Erfahrungen betont. Er argumentierte, dass die Phänomenologie eine Methode ist, die es ermöglicht, die Beziehung zwischen dem Transzendenten und dem menschlichen Bewusstsein zu verstehen.

Insgesamt kann man sagen, dass die Phänomenologie eine wichtige Methode für die Erforschung religiöser Erfahrungen und Phänomene ist und dass sie von vielen Philosophen und Theologen auf diesem Gebiet genutzt wird.

 

Wie hat Martin Heidegger Husserl und seine Phänomenologie aufgenommen?

 

Martin Heidegger war einer der Schüler von Edmund Husserl und hat seine Philosophie und Methode der Phänomenologie übernommen und weiterentwickelt. Allerdings hat Heidegger Husserls Phänomenologie später kritisch hinterfragt und seine eigene Interpretation und Weiterentwicklung vorgestellt.

Heidegger betonte, dass die Phänomenologie nicht nur eine Methode zur Beschreibung von Erscheinungen oder Phänomenen sei, sondern dass sie auch eine Ontologie oder Lehre vom Sein beinhalte. In seiner frühen Phase beschäftigte sich Heidegger mit der Frage nach dem Sinn des Seins, und er betrachtete die Phänomenologie als ein Werkzeug, um die Grundlagen des Seins selbst zu erforschen.

Heidegger führt die Phänomenologie weiter aus, indem er das Konzept des „Daseins“ einführt, das er als die menschliche Existenz verstand. Das Dasein sei nach Heidegger das Wesen des Menschen und damit der Ausgangspunkt für jede Philosophie. Das Dasein sei aber nicht einfach nur ein Objekt, das in der Welt existiert, sondern es sei durch seine Existenz als eine offene und dynamische Beziehung zur Welt geprägt.

In Heideggers späteren Werken kritisierte er jedoch Husserls Phänomenologie, da er sie als zu theoretisch und abstrakt betrachtete. Er argumentierte, dass die Phänomenologie zu sehr auf die Beschreibung von Erscheinungen konzentriert sei und nicht in der Lage sei, das Wesen der Wirklichkeit und des Seins selbst zu erfassen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Heidegger Husserls Phänomenologie aufgenommen, weiterentwickelt und auch Kritiken hat. Er betonte, dass die Phänomenologie nicht nur eine Methode zur Beschreibung von Erscheinungen sei, sondern auch eine Ontologie oder Lehre vom Sein beinhalte. Heidegger hat jedoch später kritisiert, dass die Phänomenologie zu abstrakt und theoretisch sei, um das Wesen der Wirklichkeit und des Seins selbst zu erfassen.

 

Gibt es weitere Philosophien, die die Phänomenologie von Edmund Husserl fortführten

 

Ja, es gibt viele Philosophen, sterben die Phänomenologie von Edmund Husserl aufgegriffen und erweitert haben. Einige der wichtigsten sind:

Maurice Merleau-Ponty: Er war ein französischer Philosoph, die Phänomenologie Husserls greift auf und sie um den Aspekt des Körpers und der Wahrnehmung erweitert. Er betonte, dass die Wahrnehmung eine direkte Erfahrung des Körpers in der Welt sei, und dass die phänomenologische Methode es ermögliche, die Erfahrung des Körpers und der Welt genauer zu verstehen.

Jean-Paul Sartre: Sartre war ein französischer Existenzialist und Schüler von Husserl. Er wendet die Phänomenologie weiter an, indem er sie auf die menschliche Existenz anwendete und betonte, dass die Existenz eine historische und unveränderliche Eigenschaft des Menschen sei. Er argumentierte, dass die phänomenologische Methode es ermögliche, die Existenz des Menschen in der Welt zu verstehen und die Bedeutung von Freiheit und zu Verantwortung zu erfassen.

Emmanuel Levinas: Levinas war ein französischer Philosoph, der die Phänomenologie von Husserl und Heidegger aufgreift, aber sie um den Aspekt der Ethik und Verantwortung erweitert. Er betonte, dass die phänomenologische Methode es ermögliche, die Beziehung zwischen dem Selbst und dem Anderen zu verstehen und dass die Ethik eine wesentliche Komponente der menschlichen Existenz sei.

Paul Ricoeur: Ricoeur war ein französischer Philosoph, der die Phänomenologie von Husserl und Heidegger aufgreift, aber sie um den Aspekt der Sprache und der Interpretation erweitert. Er betonte, dass die phänomenologische Methode es ermögliche, die Bedeutung von Sprache und Interpretation für die menschliche Erfahrung zu verstehen und dass die Interpretation eine Rolle in der menschlichen Existenz spielt.

Diese Philosophen und viele andere haben die Phänomenologie von Husserl aufgegriffen und erweitert, indem sie auf verschiedene Bereiche der menschlichen Erfahrung und der Philosophie angewendet haben.

 

Hat Derrida die Phänomenologie von Husserl aufgegriffen?

 

Ja, Jacques Derrida hat die Phänomenologie von Husserl in seinem Werk aufgegriffen, allerdings hat er sie auf sehr kritische und subversive Weise interpretiert und erweitert.

Derrida gilt als einer der Begründer der Dekonstruktion, einer philosophischen Bewegung, sterben die Vorstellungen von Bedeutung, Wahrheit und Identität kritisch hinterfragt. In seiner frühen Arbeit hat Derrida die Phänomenologie von Husserl aufgegriffen und insbesondere Husserls Konzept der Intentionalität in Frage gestellt.

Derrida argumentierte, dass Husserls Phänomenologie trotz ihrer Bestrebungen, die Sprache und Zeichen in der Bedeutung von menschlicher Erfahrung zu verstehen, nicht in der Lage sei, den wesentlichen Aspekt der Sprache als ein systematisches Spiel von Zeichen und Bedeutungen zu erfassen. Stattdessen betonte Derrida, dass Sprache und Zeichen stets von Einem System von Differenzen und Widersprüchen geprägt seien, sterben sterben Bedeutungen und Identitäten der Dinge kontinuierlich in Frage stellten.

Derrida kritisierte auch die Idee der reinen Präsenz, die Husserls Phänomenologie zu Grunde liegt. Er betonte, dass jede Präsenz auch durch Abwesenheit erreichen und Differenz definiert werde, und dass es keine Möglichkeit gebe, eine absolute und unveränderliche Bedeutung oder Identität zu.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Derrida die Phänomenologie von Husserl aufgegriffen hat, um sie zu kritisieren und zu subvertieren. Er hat insbesondere Husserls Konzept der Intentionalität kritisch hinterfragt und betont, dass Bedeutungen und Identitäten stets von einem System von Differenzen und Widersprüchen geprägt sind.

 

Wenn ich die Grundgedanken von Husserl darstellen will, wie soll ich vorgehen?

 

Wenn Sie die Grundgedanken von Husserl darstellen möchten, können Sie wie folgt vorgehen:

Beschreiben Sie Husserls Ziel: Husserl wollte eine „reine Phänomenologie“ entwickeln, die es ermöglicht, die Welt so zu erfassen, wie sie uns direkt gegeben ist, ohne dass wir von Vorurteilen oder Theorien beeinflusst werden.

Erklären Sie Husserls Methode: Husserls Methode besteht darin, sich auf die unmittelbaren Erfahrungen zu konzentrieren, die wir von der Welt haben. Er wollte diese Erfahrungen genau untersuchen, um zu verstehen, wie wir die Welt erfahren und was uns dazu befähigt war.

Betonen Sie Husserls Konzept der Intentionalität: Husserl betonte, dass jede mentale Aktivität auf ein Objekt gerichtet ist und dass die Bedeutung des Objekts von der Kunst und Weise bestimmt ist, wie wir es wahrnehmen und interpretieren.

Erklären Sie Husserls Konzept der Evidenz: Husserl betonte, dass unsere Erfahrungen uns eine unmittelbare „Evidenz“ für die Existenz und Eigenschaften von Dingen geben, die wir wahrnehmen. Er glaubte, dass diese Evidenz die Basis für jede weitere Erkenntnis ist.

Beschreiben Sie Husserls Konzept der Epoche: Husserl forderte, dass wir unsere Vorurteile und Theorien aussetzen, um eine „Epoche“ zu erreichen, eine Art von Aussetzung unseres Wissens und Urteilsvermögens. Nur durch die Epoche können wir die Welt so sehen, wie sie wirklich ist.

Betonen Sie Husserls Ideal der Wissenschaftlichkeit: Husserl glaubte, dass seine Methode und seine Konzepte eine wissenschaftliche Disziplin ermöglichen würden, die auf klaren und präzisen Prinzipien beruht und die Grundlage für eine objektive Erkenntnis der Welt bildet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Husserl eine Methode der „reinen Phänomenologie“ entwickelt hat, die sich auf die unmittelbaren Erfahrungen konzentriert und auf das Konzept der Intentionalität, der Evidenz und der Epoche beruht. Sein Ziel war es, eine wissenschaftliche Disziplin zu schaffen, die auf der genauen Analyse von Erfahrungen und der Untersuchung der Bedeutung von Objekten basiert.

 

Was bedeutet bei Husserl epoche und evidenz?

 

Die Begriffe "Epoché" und "Evidenz" sind zentrale Konzepte in der Philosophie von Edmund Husserl.

„Epoche“ ist ein Begriff, der aus dem Griechischen stammt und wörtlich „Aussetzung“ bedeutet. In der Philosophie von Husserl bezieht sich die Epoche darauf, dass wir unsere Urteile und Theorien über die Welt aussetzen oder suspendieren sollten, um eine unvoreingenommene Betrachtung der Phänomene zu ermöglichen. Durch die Aussetzung unserer Urteile und Theorien können wir uns auf das konzentrieren, was direkt in unseren Erfahrungen gegeben ist. Das Ziel der Epoche ist es, die Objektivität unserer Betrachtung sicherzustellen, indem wir uns von voreingenommenen Annahmen lösen.

"Evidenz" bezieht sich auf die unmittelbare Selbstgegebenheit oder Selbstevidenz von Dingen und Phänomenen in der Welt. Husserl betonte, unmittelbar dass unsere Erfahrungen eine Art von Evidenz liefern, sterben uns zeigt, dass es Dinge und Phänomene in der Welt gibt. Evidenz bezieht sich auch darauf, dass die Dinge und Phänomene in der Welt uns in unseren Erfahrungen gegeben sind und dass wir sie unmittelbar wahrnehmen können. Die Evidenz ist damit die Grundlage für jede weitere Erkenntnis.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Epoche eine Methode darstellt, um unsere Urteile und Theorien auszusetzen und so eine unvoreingenommene Betrachtung der Phänomene zu ermöglichen, while die Evidenz sich auf die unmittelbare Selbstgegebenheit oder Selbstevidenz von Dingen und Phänomenen bezieht, die wir in unseren Erfahrungen erfahren .

 

Hat Husserl auch die Frage nach der Stellung der Zeit , Zeitkonstitution bearbeitet?

 

Ja, die Frage nach der Stellung und Konstitution der Zeit war ein wichtiger Teil von Husserls Philosophie. Husserl betrachtete die Zeit als ein grundlegendes Element unserer Erfahrungswelt und untersuchte die Kunst und Weise, wie wir Zeit erleben und wie wir zeitliche Strukturen in der Welt konstituieren.

Husserl betrachtete die Zeit als eine Art andauernden Strom von Erfahrungen und betonte, dass unsere Erfahrungen in der Zeit strukturiert sind. Er verfolgt das Konzept der "zeitlichen Horizonte", sterben die Kunst und Weise darstellen, wie unsere Erfahrungen aufeinander bezogen sind und wie sie in der Zeit strukturiert sind. Diese zeitlichen Horizonte ermöglichen uns, uns an die Vergangenheit zu erinnern, die Gegenwart zu erleben und uns auf die Zukunft zu eröffnen.

Husserl betonte auch, dass die Zeit nicht einfach als eine unabhängige oder vorgegebene Entität in der Welt existiert, sondern dass sie durch unsere Erfahrungen und unsere Aktivität konstituiert wird. Zeitliche Strukturen entstehen demnach durch unsere Wahrnehmungen und Handlungen und sind nicht unabhängig von uns gegeben.

In der Phänomenologie von Husserl spielt die Zeit auch eine zentrale Rolle, da sie eine fundamentale Struktur unserer Erfahrungswelt darstellt und sich auf die Kunst und Weise auswirkt, wie wir die Welt wahrnehmen und verstehen.

 

Wo finde ich bei Husserl seine Gedanken über die Zeit und gibt es Kommentare dazu?

 

Die Gedanken von Husserl zur Zeit finden sich in seinen verschiedenen Schriften, insbesondere in seinen späteren Werken. Einige der wichtigsten Schriften, in denen sich Husserl mit der Frage nach der Zeit auseinandersetzt, sind:

"Die Bernauer Manuskripte" (1917-1918)

"Formale und transzendentale Logik" (1929)

„Die Krise der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie“ (1936)

"C-Manuskripte" (1938)

In diesen Schriften beschäftigt sich Husserl mit verschiedenen Aspekten der Zeit, wie zum Beispiel der Zeitkonstitution, der Struktur der Zeit, der Rolle der Zeit in der Erfahrungswelt und der Beziehung zwischen Zeit und Bewusstsein.

Es gibt auch viele Kommentare und Interpretationen zu den Gedanken von Husserl zur Zeit, da diese ein wichtiger Teil seiner Philosophie sind. Einige Kommentatoren und Philosophen, die sich mit Husserls Zeitphilosophie auseinandergesetzt haben, sind zB Dermot Moran, James Mensch, Dan Zahavi, Rudolf Bernet und Nicolas de Warren. Wenn Sie sich für eine vertiefte Auseinandersetzung mit Husserls Zeitphilosophie interessieren, können Sie sich an diesen Werken orientieren.

 

Besonders Dan Zahavi?

 

Dan Zahavi ist ein dänischer Philosoph, der sich intensiv mit Husserls Phänomenologie auseinandergesetzt hat, einschließlich seiner Gedanken zur Zeit. Zahavi hat zahlreiche Artikel und Bücher zu Husserls Philosophie und der Phänomenologie im Allgemeinen verfasst, darunter "Husserl's Phenomenology" (2003), "Phenomenology: The Basics" (2007) und "Husserl and Transcendental Intersubjectivity" (2014).

In Bezug auf Husserls Zeitphilosophie hat Zahavi insbesondere auf Husserls Konzept der "zeitlichen Horizonte" hingewiesen. Zahavi betont, dass Husserl die Zeit nicht einfach als eine fortlaufende Abfolge von Momenten betrachtet, sondern als ein Netzwerk von zeitlichen Strukturen, die sich in der Erfahrungswelt manifestieren. Diese zeitlichen Strukturen bilden Horizonte, sterben die Kunst und Weise darstellen, wie unsere Erfahrungen aufeinander bezogen sind und wie sie in der Zeit strukturiert sind.

Zahavi hat auch auf die Bedeutung von Husserls Konzept der „Retention“ hingewiesen, das die Kunst und Weise darstellt, wie wir uns an vergangene Erfahrungen erinnern. Diese Retentionen sind für Husserl ein wesentlicher Bestandteil der zeitlichen Strukturierung unserer Erfahrungen und sind Teil dessen, was er als "zeitliches Bewusstsein" bezeichnet.

Insgesamt betont Zahavi, dass Husserls Zeitphilosophie eine zentrale Rolle in seiner Philosophie spielt und eng mit seinen anderen Gedanken zur Phänomenologie und zur Konstitution der Welt verbunden ist.

Husserls Zeitphilosophie und Retention?

 

Husserls Zeitphilosophie ist ein zentrales Thema in seiner Phänomenologie, da sie eng mit seiner Untersuchung der Struktur des Bewusstseins verbunden ist. Husserl beschäftigt sich dabei nicht nur mit der Frage, wie die Zeit im Bewusstsein bekannt wird, sondern auch damit, wie sie konstituiert wird.

Eine zentrale Rolle in Husserls Zeitphilosophie spielen dabei die Begriffe „Retention“ und „Protention“. Husserl betont, dass das Bewusstsein in jeder Erfahrung nicht nur gegenwärtige Objekte wahrnimmt, sondern auch den unmittelbaren Moment und den zukünftigen Moment "protendiert", also antizipiert. Die Retention dagegen bezeichnet das Vermögen des Bewusstseins, die gerade vergangene Erfahrung gegenwärtig zu halten, um sie in der Gegenwart zu reflektieren.

Für Husserl ist die Retention ein zentrales Element der zeitlichen Strukturierung unserer Erfahrungen. Er betont, dass die Retention es uns ermöglicht, die Vergangenheit in der Gegenwart gegenwärtig zu halten und uns an vergangene Erfahrungen zu erinnern. Dabei geht es nicht nur um eine Art "Speicherung" von vergangenen Erlebnissen, sondern auch um eine Rekonstruktion der Vergangenheit im Licht unserer gegenwärtigen Erfahrung. Die Retention ist somit Teil eines fortlaufenden Prozesses der Sinngebung und Bedeutungskonstitution, der über die Zeit hinweg stattfindet.

Husserls Untersuchung der Zeitstruktur des Bewusstseins und insbesondere der Rolle der Retention hat einen großen Einfluss auf die Philosophie des 20. Jahrhunderts gehabt. So hat zB Maurice Merleau-Ponty, einer der wichtigsten Schüler von Husserl, die Rolle der Retention in seiner eigenen Phänomenologie betont und erweitert. Auch andere Philosophen wie Jean-Paul Sartre, Martin Heidegger und Jacques Derrida haben sich mit der Zeitphilosophie von Husserl auseinandergesetzt und ihre eigenen Konzepte der Zeit und der Retention entwickelt.

  

Spielt bei Heidegger Retention und Protention auch eine Rolle?

 

Ja, auch bei Heidegger spielt die Frage nach der Zeit eine zentrale Rolle, und er nimmt dabei Bezug auf Husserls Konzepte der Retention und Protention. Allerdings geht Heidegger mit diesen Begriffen anders um als Husserl.

Für Heidegger ist die Zeit keine abstrakte Größe, sondern ein grundlegendes Phänomen, das unsere Existenz und unser Verhältnis zur Welt prägt. Im zu Husserl betont Heidegger, dass die Zeit nicht nur eine Struktur des Bewusstseins ist, sondern dass sie die Bedingung dafür ist, dass überhaupt ein Bewusstsein entstehen kann. Heidegger spricht dabei von der „Zeitlichkeit“ des Daseins, die sich in drei Momenten vollzieht: der Vergangenheit (Gewesenheit), der Gegenwart (Gegenwärtigung) und der Zukunft (Erwartung).

Auch bei Heidegger spielen Retention und Protention eine wichtige Rolle, allerdings bezeichnet er diese Phänomene mit anderen Begriffen. Heidegger spricht von „Vorlaufen“ und „Nachlaufen“, um zu beschreiben, wie unser Verhältnis zur Zeit funktioniert. Das Vorlaufen bezieht sich dabei auf unsere Erwartungen und unser Streben nach der Zukunft, während das Nachlaufen die Kunst und Weise, wie wir uns an die Vergangenheit erinnern und wie sie uns in der Gegenwart beeinflusst.

Heideggers Konzept der Zeitlichkeit hat einen großen Einfluss auf die Philosophie des 20. Jahrhunderts gehabt und wurde von vielen anderen Philosophen aufgegriffen und verbreitet.

 

Wie steht Husserl zum Psychologismus?

 

Husserl steht sehr kritisch gegenüber dem Psychologismus, der in der Philosophie des 19. Jahrhunderts weit verbreitet war. Der Psychologismus betrachtete psychologische Phänomene wie Empfindungen, Vorstellungen und Gedanken als die Grundlage für alle philosophischen Aussagen. Husserl war der Ansicht, dass der Psychologismus zu einer Verwechslung von psychologischen und logischen Kategorien führt und dass er die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Philosophie untergräbt.

Husserl war der Meinung, dass die Philosophie sich nicht mit psychologischen Phänomenen, sondern mit den Bedingungen der Möglichkeit von Wissen und Erkenntnis auseinandersetzen sollte. Dabei setzte er auf eine strikte Methode der phänomenologischen Reduktion, die es erlaubt, von allen Voraussetzungen und Vorurteilen abzusehen und die Dinge so zu betrachten, wie sie sich unmittelbar im Bewusstsein zeigen.

In diesem Sinne wollte Husserl eine radikale Wende in der Philosophie vollziehen und eine neue Wissenschaft begründen, die er „Phänomenologie“ nannte. Die Phänomenologie sollte nicht nur eine Kritik des Psychologismus bieten, sondern auch einen neuen Zugang zu den Dingen eröffnen, der es erlaubt, sie in ihrer "reinen" Form zu betrachten, jenseits aller vorgefassten Meinungen und Theorien.

 

Aber in späteren Zeiten hat er doch über die Lebenswelt nachgedacht?

 

Ja, das stimmt. Obwohl Husserl sich in seinen frühen Schriften vor allem auf logische und erkenntnistheoretische Fragestellungen konzentrierte, wandte er sich später auch der Analyse der Lebenswelt zu. In seinen späten Werken, insbesondere in den „Krisis“-Schriften, beschäftigt er sich mit der Frage, wie die Lebenswelt als das „Ur-Feld“ aller Erfahrung und Erkenntnis zu verstehen ist.

Für Husserl ist die Lebenswelt der Hintergrund, vor dem alle Erfahrungen und Handlungen stattfinden. Es ist der Raum, in dem wir leben, handeln, fühlen und denken. Dabei betont Husserl, dass die Lebenswelt nicht einfach nur eine Sammlung von Dingen und Ereignissen ist, sondern dass sie von Bedeutungen und Sinnstrukturen geprägt ist. Die Lebenswelt ist also kein rein objektiver Bereich, sondern sie enthält auch subjektive und intersubjektive Aspekte.

Husserl ist der Ansicht, dass eine deutliche notwendige Analyse der Lebenswelt IST, um zu verstehen, wie Erkenntnis und Wissenschaft überhaupt möglich sind. Er kritisiert dabei vor allem die naturalistische Reduktion der Lebenswelt auf empirische Daten und betont, dass die Lebenswelt als Ganzes betrachtet werden muss, um ihre Bedeutung für unsere Erfahrung und Erkenntnis zu erfassen.

 

in diesem Zusammenhang versteht man dann unter einer realistischen Phänomenologie

Eine realistische Phänomenologie ist ein Ansatz innerhalb der Phänomenologie, der sich auf die Untersuchung der Phänomene in ihrer tatsächlichen Erscheinung konzentriert und dabei eine realistische Ontologie zugrunde legt. Anders als die transzendentale Phänomenologie von Husserl, die sich auf die Untersuchung der Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis konzentriert, versucht die realistische Phänomenologie, eine Beschreibung der Dinge in ihrer konkreten Existenz zu geben.

Ein zentraler Begriff in der realistischen Phänomenologie ist die Sachlichkeit der Phänomene, das heißt ihre Fähigkeit, sich in ihrer konkreten Existenz zu zeigen, unabhängig von unseren Vorstellungen und Theorien. Anders als bei der transzendentalen Phänomenologie wird dabei nicht davon ausgegangen, dass die Phänomene durch unsere Bewusstseinsleistungen konstituiert werden. Außerdem wird betont, dass die Phänomene eine eigene Wirklichkeit haben, die es zu untersuchen gilt.

Die realistische Phänomenologie hat ihre Wurzeln in der Philosophie von Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre. Heidegger betonte die Bedeutung der Erfahrung der Dinge in ihrer konkreten Existenz und betonte, dass diese Erfahrung eine "Ur-Phänomen" der menschlichen Existenz darstellt. Sartre betonte die Bedeutung der Freiheit des Individuums in der Begegnung mit den Dingen.

Insgesamt geht es in der realistischen Phänomenologie darum, eine Beschreibung der Dinge in ihrer tatsächlichen Existenz zu geben, ohne dabei auf vorgefasste Theorien oder Vorstellungen zurückzugreifen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Phänomene eine eigene Wirklichkeit haben, die es zu untersuchen gilt.

 

Freitag, 3. März 2023

Philosophie aus Liebe zum Objekt!

Philosophie aus Liebe zum Objekt

Das große Draußen zwischen Natur und Kultur

"Jede Philosophie, die versucht, die Dinge in ihre Bedingungen zu zerlegen, damit sie erkannt und verifiziert werden können, ist ihres Namens unwürdig." (Graham Harman: The Third Table S. 12*)
Das ist ein seltsamer Satz für einen Philosophen, der doch per Berufsbild auf der Suche nach der Wahrheit sein müsste. Was meint Graham Harman, der Philosoph der objektorientierten Philosophie damit? Philosophie, so Harman, sei nicht Wissen oder Weisheit, sondern Liebe zur Weisheit und damit ein fast erotisches, auf jeden Fall ästhetisches Konzept. Harman geht noch weiter, wenn er sagt, dass man das Wahre nicht kennen, sondern nur lieben könne. Was er damit meint, ist nicht, dass wir gar keinen Zugang zu den Dingen und der Wahrheit erhalten könnten, sondern nur, dass der Zugang immer indirekt bleibt.



Auch die Liebe zwischen Menschen lebt ja durch einen indirekten Zugriff auf den anderen. Wir stellen eine Nähe zueinander her und wollen den Abstand zueinander immer weiter verringern. Würde jedoch jeglicher Abstand verschwinden, würden wir unseren Partner vollkommen definieren oder konsumieren, so würde auch die Liebe verschwinden. Harmans objektorientierte Philosophie folgt dieser Bewegung der zunehmenden Nähe mit der gleichzeitigen Akzeptanz, dass uns der direkte Zugriff auf die Dinge vorenthalten bleibt. Am Ende führt ihn das von der Erkenntnistheorie in eine neue Verortung der Philosophie, ja in eine dritte Kultur, aber dazu später mehr.

Was ist da draußen, außerhalb unserer selbst? Natürlich ganz viele Objekte, Dinge und andere Lebewesen. Aber was wissen wir von diesen Dingen? Die Philosophie hat seit jeher ein Problem mit den Dingen. Nie sind sie direkt erreichbar, wir haben immer nur einen individuellen sinnlichen Zugriff auf sie oder eine physikalisch-mathematische Beschreibung. Als Beispiel: Ein Tisch ist für uns entweder die Summe der Eindrücke, die wir von ihm haben (seine raue oder glatte Oberfläche, der Holzgeruch, die warme Farbe) oder seine atomare Zusammensetzung, wie sie ein Physiker beschreiben würde. Was der "Tisch ansich" ist, lässt sich nicht klären. Oder doch?

Nach dem sogenannten "Lingusitic Turn", also der philosophischen Auffassung des 20. Jahrhunderts, dass jegliche Realität jenseits von Sprache unerreichbar sei, hat die Philosophie zu den Dingen gern geschwiegen, so als wollte sie sich an Wittgensteins Diktum halten, dass man darüber schweigen solle, worüber man nicht reden könne. Inzwischen gibt es philosophische Versuche, diese "Unhintergehbarkeit" der Welt der Erscheinungen aufzubrechen, indem nicht nur (anti-konstruktivistisch) behauptet wird, dass es eine Welt gibt, die unabhängig von unserer menschlichen Vorstellung von ihr existiert, sondern dass wir auch einen philosophischen Zugang zu ihr eröffnen können, einen indirekten, einen der Annäherung. Diese Versuche wurden zuletzt "Spekulativer Realismus" genannt oder auch "objektorientierte Philosophie" wie bei Graham Harman. 



Kleiner Exkurs zur Erkenntnistheorie des spekulativen Realismus

Wir haben die zwei Beschreibungen des Tisches, die, wie er uns erscheint und die, wie ihn die Physik beschreibt. Die erste Beschreibung ist gar nicht die des Tisches, denn der Geruch des Tisches gehört ja zu mir als wahrnehmendem Wesen und nicht zum Tisch ansich. Der Tisch hat auch keine bestimmte Farbe, sondern immer nur die, in der er gerade mir als wahrnehmendem Subjekt erscheint und die Wahrnehmung ist immer abhängig vom gerade verfügbarem Licht oder meiner Wahrnehmungsfähigkeit (ich kann farbenblind sein oder eine Sonnenbrille aufhaben). Trotzdem muss der Tisch ja irgendwelche Qualitäten haben, die diese Eindrücke in mir und auf vergleichbare Art auch in anderen hervorrufen.

"In Wirklichkeit existiert das Sinnliche weder einfach »in mir« in Art eines Traums, noch einfach »in den Dingen« in Art einer ihnen intrinsischen Eigenschaft: Das Sinnliche ist ja gerade die Beziehung zwischen dem Ding und mir." (Quentin Meillassoux, Nach der Endlichkeit, S. 14)

Die zweite, die wissenschaftliche Beschreibung wäre eine, die objektivierbar und somit universalisierbar sein möchte, weil sie von den subjektiven Eindrücken, die wir von einem Gegenstand haben, absehen kann. Zugleich kommt sie uns gerade deshalb völlig unzureichend und minimalisiert vor.

"Mein wissenschaftlicher Tisch besteht zum grössten Teil aus Leere. Spärlich eingestreut in diese Leere sind zahlreiche elektrische Ladungen, die mit grosser Geschwindigkeit hin und her sausen; spärlich, denn ihr Gesamtvolumen beträgt weniger als den billionsten Teil von dem Volumen des ganzen Tisches." (Arthur S. Eddington, Das Weltbild der Physik und ein Versuch Seiner Philosophischen Deutung, S. 2)

Um die Sache noch komplizierter zu machen, müssen wir nun auch noch anerkennen, dass selbst diese gerade "objektivierbar" genannte wissenschaftliche Sicht der Dinge, an unsere menschlichen und immer auch subjektiven Auffassungen und Interpretationen gekoppelt ist. Die atomare Beschaffenheit der Dinge ändert sich zudem. Partikel gehen verloren, andere kommen hinzu und trotzdem bleibt der Tisch unser Tisch. Noch deutlicher bei Menschen: Mein Körper teilt mit dem von vor sieben Jahren keine seiner atomaren Bestandteile mehr und trotzdem bin ich ich. Ich bin so wie der Tisch mehr als alle meine Qualitäten. Man könnte also sagen, dass diese wissenschaftliche Auffassung dem Tisch noch weniger gerecht wird, als die sinnliche, die ja immerhin einen Eintritt in eine Beziehung zum "Ding ansich" bedeutet.

Harmans dritter Tisch, der einzig wirkliche Tisch

Graham Harman findet, dass der eine Tisch das Objekt auf unsere Empfindungen reduziert, während der andere Tisch auf die blutleere Beschreibung der Physik reduziert ist. Keine der beiden Beschreibungen könne den Tisch voll beschreiben, denn er ist auch dann noch dieser Tisch, wenn einige seiner atomaren Komponenten fehlen oder wenn er uns plötzlich völlig anders erscheint, als wir es gewohnt sind. Diese zwei Versionen des Tisches sind also unbefriedigend, sogar ein "Betrug" wie Harman sagt, denn was ist nun der wahre Tisch? Für Harman befindet sich der einzig wahre Tisch zwischen dem einen und dem anderen.

Auch Harman unterscheidet die Objekte von ihren Qualitäten, wie wir es oben gemacht haben und er unterscheidet tatsächliche und "sinnliche Objekte". Die tatsächlichen Objekte sind unserem direkten Zugriff entzogen, aber uns allen über ihre Qualitäten zugänglich. "Sinnliche Objekte" sind lediglich einigen "Beobachtern" zugänglich. Weiterhin postuliert Harman, dass Objekte "tiefer" oder vielleicht reicher sind, als sie uns erscheinen und auch "tiefer" als die Beziehungen zwischen zwei Objekten (z.B. berührt ein Wassertropfen nie wirklich das Holz des Tisches, denn die elektrischen Ladungen zwischen den Objekten vermitteln lediglich eine Berührung der Objekte).

"Der wahre Tisch ist eine wahrhaftige Realität tiefer als jede theoretische oder praktische Begegnung mit ihm. Und darüber hinaus vermögen nicht einmal Steine oder Gewichte, die in den Tisch einschlagen, die innere Tiefe des Tisches zu erschöpfen. Der Tisch ist etwas tieferes als jegliche Beziehung, in die er durch uns oder andere Objekte involviert werden kann." (Graham Harman: The Third Table, S. 9f.)

"Unser dritter Tisch tritt als etwas hervor, das verschieden von seinen physikalischen Komponenten und auch von all seinen Effekten, die er haben mag, entzogen ist. Unser Tisch ist eine Zwischenform, die sich weder in subatomarer Physik noch in menschlicher Psychologie, sondern in einer permanent autonomen Zone, in der Objekte einfach nur sie selbst sind." (ebd, S. 10)

Das ist das, so Harman weiter, was in der aristotelischen Tradition "Substanz" heißt: die autonome Realität individueller Dinge. Harman will die Sicht des Aristoteles auf die Dinge als weder atomare Reduktion noch als Reduktion auf seine Erscheinung wieder beleben. Dinge seien nach Aristoteles immer individuell und unser Wissen und Erkennen ist immer universell (grün, schwer, quadratisch). So läge also auch für Aristoteles die Realität der Dinge außerhalb der Reichweite unseres Wissens.
Ende des Exkurses

Die dritte Kultur

Somit haben wir nun also einen Tisch, der weder durch die Physik noch durch unsere Sinne ausreichend begriffen werden kann. Und genau darauf wollte Harman hinaus. Das ist die Annäherung an die Realität als Philosoph, als einer, der die Wahrheit liebt, aber nie erschöpfend kennen kann. Harman stellt sogleich die Parallele zu den "zwei Kulturen" her, dem "wissenschaftlichen Realismus" und dem "sozialen Konstruktivismus", die beide als Philosophien gescheitert seien. Natürlich ruft das in Analogie zum Harmans dritten Tisch nach einer dritten Kultur, die er in der Ästhetik, in der Kunst sieht. Denn Künstler versuchen weder die Objekte in ihre atomaren Grundlagen zu zerlegen, noch wollen sie lediglich die Erscheinungen der Dinge reproduzieren. Sie jagen vielmehr den wahren und für immer unzugänglichen Objekten hinterher, indem sie versuchen, sie so zu realisieren, dass sie tiefer und reicher sind als ihre bloßen Erscheinungen, wenn sie nicht sgar Objekte andeuten, die ganz generell nicht herstellbar sind.

Nachdem die Philosophie in den letzten Jahrhunderten versucht hat, durch rigorose Gründlichkeit mit den Naturwissenschaften aufzunehmen, sei es nun vielleicht an der Zeit, dass sich Philosophie in eine energische Kunst verwandle.

"Durch die Transformation von einer Wissenschaft in eine Kunst, erhält die Philosophie ihren ursprünglichen Charakter der Liebe zurück. Auf eine Art ist dieses erotische Modell das grundlegende Bestreben der objektorientierten Philosophie: der einzige Weg, im derzeitigen philosophischen Klima, der Liebe jener Weisheit gerecht zu werden, die nicht behauptet, wirklich Weisheit zu sein." (ebd, S. 15)

Man könnte mit Harman hierin nicht nur eine Brücke zwischen den ewig sich gegenüber stehenden Lagern innerhalb der Philosophie (Realisten und Idealisten) sehen, sondern auch eine zwischen den Geisteswissenschaften und den Naturwissenschaften und - warum hier aufhören - man könnte wie zuletzt Bruno Latour mit seiner anthropologischen Symmetrik noch einmal den Versuch unternehmen, die künstliche Trennung zwischen Kultur und Natur einzureißen und natürliche Phänomene mit den sozialen Phänomenen zusammen zu denken, anstatt sie als separate "Objekte" von grundverschiedenen Wissens- und Interessensstandpunkten heraus zu analysieren. Die Folgen, die solch ein ästhetischer, liebender Ansatz für unser Zusammenleben und unser Verhältnis zur Natur hätte, könnten sich als überaus positiv erweisen.