Dienstag, 23. Juli 2013

Achtsamkeit - Wege zur Herzensruhe

Zur Ruhe finden - auf dem Weg der Achtsamkeit
Es ist die Sehnsucht, zur Ruhe zu kommen, nicht nur äußerlich, sondern auch innere Ruhe finden, Herzensruhe, in der das Herz, der Ort der tiefen Gefühle und vordergründigen Emotionen, zur Ruhe kommt, in der sich die Angst beruhigt, in der Erquickung und Regeneration zu erfahren ist.

Zeitansage:
Martin Heidegger beschreibt den Menschen als wesentlich einen, der sich sorgt. Das Dasein ist Sorge. In der Welt sein heißt, von der Sorge getragen werden. Diese Sorge läßt immer wieder Unruhe entstehen, inneren Lärm, laute Gedanken, lärmende Emotionen, gepaart mit Ängsten und Schuldgefühlen, Ahnungen, dass das Leben wohl doch nicht so verläuft, wie er es sich einmal erträumt hat. Und so läuft er vor den unangenehmen Augenblicken der Stille davon, betäubt sich wieder mit Lärm, der von allen Seiten auf ihn einströmt. Generiert Bilder, die die Tiefe der inneren Wirklichkeit überdecken, flieht in sorgende, ruhelose Beschäftigung, um der Wahrheit aus dem Wege zu gehen.
Was bleibt, ist die Sehnsucht nach Ruhe, Herzensruhe.

Eine Spur, die zum gefüllten Leben bringt - Achtsamkeit
Die Einladung, diesen Weg zu finden, von der Unruhe zur Ruhe zu kommen, besteht darin, alles, was ist, bewußt wahrzunehmen und in jedem Augenblick achtsam zu leben. Das hat nichts zu tun mit einer neuen Leistung, einem sorgenden Zwang, der treibt, sondern in der Achtsamkeit werde ich sensibel dafür, wie unachtsam ich sorgend in vielem bin. Deshalb kämpfe nicht gegen die Unruhe, sondern nehme sie zuerst bewußt wahr.
Achtsamkeit bedeutet, den Focus, die Aufmerksamkeit bewußt und mit Absicht auf das aktuelle Erleben richten, von Moment zu Moment, und das, was man darin wahrnimmt, nicht zu bewerten. Alles, was den Geist erreicht, erst einmal annehmen und nichts verbietend vermeiden, gerade auch die Unruhe, die sich als Sorge in mir abspielt.
Es ist ein behutsames Achtgeben, das diese Unruhe schon verwandeln kann, indem ich sie annehme: Ich lasse die Unruhe sein, anstatt gegen sie anzukämpfen.
Sie ist dann zwar noch existent, hat mich aber nicht mehr im Griff! Sie bestimmt mich nicht mehr. Denn die Betrachtung führt mich in eine Distanz zur Unruhe. Achtsamkeit bedeutet, diese Position des Beobachtens zu bewahren, sich selbst zuschauen. Der Punkt in mir, der dieUnruhe anschaut, ist selbst nicht mehr von ihr infiziert. Ich nehme die Unruhe wahr, indem ich mich nicht länger mit ihr identifiziere. Das beruhigt mehr, als wenn ich mit Gewalt dagegen ankämpfe! Die Zeit des Kämpfens ist vorbei. Gelassen kann ich darauf achten, wie sich die Unruhe äußert, da sind die Gedanken, da ist mein Körper. Ich kann beobachten, wie die Unruhe aufsteigt, was sie zum Wachsen bringt. Und ich kann beobachten, wie sie verebbt, welche Gedanken dann in den Vordergrund treten. Unruhe bewußt wahrnehmen, ohne davon bestimmt zu werden. So erfahre ich mitten in der Unruhe schon ein leichtes Wehen der Ruhe. Wodurch? Indem ich achtsam beobachtend mich verhalte.
Denn Achtsamkeit kommt von achten, aufmerken, überlegen, nachdenken.
Will sagen, ich handle überlegt, aufmerksam und bewußt. Ich bin ganz bei dem, was ich tue. Ich weiß um das, was ich tue. In meinem Tun bin ich mit allen Sinnen dabei. In diesem  Augenblick bin ich ganz gegenwärtig! Und da ist es dann zu spüren, das Geheimnis des Augenblicks, das Geheimnis der Zeit und des Raumes, das Geheimnis meines Lebens. Mit vollem Wissen und klarer Überlegung bei dem sein, was ich tue, was ich denke, was ich anrühre oder sehe und höre, was ich rieche, was ich wahrnehmend lebe.

Nicht jeder Augenblick kann so gelebt werden,
denn es geht nicht um Leistung, 
die ohnehin in Überforderung und neue Sorge mündet.
Aber diese Achtsamkeit ist eine gute Übung, täglich eine Zeit in dieser inneren Haltung zu verbringen. Ich bin jetzt ganz in der Gegenwart. Das verändert auf Dauer meine Gedanken  und damit meine Lebenshaltung und führt auf den Weg zur inneren Ruhe.

Wahrnehmen ohne zu bewerten
Denn die Ursache unserer sorgenden Unruhe liegt oft darin, dass wir alles bewerten. Dabei sind die Wertmaßstäbe meistens so hoch gesetzt, dass wir sie nicht erreichen. So sind wir unzufrieden mit uns selbst und dieser Welt, und es entsteht eine diffuse Unruhe.
Wenn ich bewußt wahrnehme, was ist, ohne zu bewerten, dann kann ich es erst einmal so lassen, ohne es ändern zu müssen. Und wenn ich es lassen kann, verwandelt es sich und ich erhalte eine neue Blickrichtung, die mich dann ruhig handeln lässt.
Achtsamkeit ohne Werten heißt nicht, die bestehende Verhältnis sanktionierend zu ertragen, sondern von der wertenden Unruhe zu einer heilsamen Ruhe zu kommen, die dann aufzeigt, was in Ruhe und Gelassenheit zu tun ist.
Denn in der Achtsamkeit werde ich sensibel dafür, wie unachtsam ich in vielem bin. Das annehmen, ohne es zu bewerten bringt mich dazu, meine Unachtsamkeit zu lassen, ohne dagegen kämpfen zu müssen. So verwandelt sich Unachtsamkeit in eine erneuerte, zwanglose Achtsamkeit. 

Ausblick - Achtsamkeit, ein Weg 
Ich nehme in aller Ruhe meine Unruhe wahr. Ich spüre, dass vieles sich in mir bewegt. Aber dieses Ich, das spürt, ist selbst nicht in der Unruhe. Innerlich von den Gedanken und Gefühlen zurücktretend, erfahre ich einen wesentlichen Teil in mir, der nicht von sorgender Unruhe infiziert ist. Oder anders gesagt, durch konzentrative Achtsamkeit gilt es, die Automatik der Gedanken- und Gefühlsabläufe zu unterbrechen. Das führt zu einer inneren Ruhe, aus der Neues entstehen kann ohne unruhige Sorge.      

Samstag, 20. Juli 2013

Kunstsplitter - künstlerische Positionen


Konrad Klapheck
"Dem Verschwommenen des Tachismus wollte ich etwas Hartes, Präzises, der lyrischen Abstraktion eine prosaische Supergegenständlichkeir entgegenstellen." Deswegen schuf er eigenwillige Surrogate aus Neuer Sachlichkeit, Pop Art undSurrealismus, Bilder von ausgeprägter Eigenständigkeit.
"Der Künstler, der gefallen will, ist verloren!"
"Meine Bilder sollen als Ganzes aufgefasst werden, als ein Epos, dessen Hauptfiguren nicht von Menschen sondern von seinen wichtigsten Gebrauchgegenständen verkörpert werden."
Emblematische Anthromorphismen, die seinen neu-sachlichen Realismus zu Metamorphosen menschlicher, zwischenmenschlicher oder politischer Verkörperung machen.
"Ich benutze die Dinge nicht als Symbole, sondern ich male sie, so gut ich kann, und lasse mich überraschen, was sie zu sagen haben. Am Ende müssen die Bilder klüger sein als ihr Schöpfer und seine Absichten übertreffen." (Konrad Klapheck)


Kunst ist die Wiedergabe
der Welt um mich
durch die Welt in mir.
(Edward Hopper)

“Die Bilder sind im Kopf“

Auf dem Weg zur Wirklichkeit - wie Kunst Wahrheit enthüllt und zur Erkenntnis führt.
Da die Kommunikation als Verständigung im zwischenmenschlichen Bereich durch das System Sprache geprägt ist, kann die Begriffsbestimmung von Kunst auch nur sprachlich erfasst werden.
Kunst ist eine ästhetische Sprache, mit der etwas abgebildet oder gebildet wird.
Dabei werden Objekte in eine bestimmte Form gebracht, die dann einen Prozess der Bewußtwerdung und Erkenntnis auslösen.
Kunst so betrachtet ist eine in Materie gesetzte Vorstellung.
Der Blick auf ästhetische Phänomene soll die Erkenntnis der Welt und Wirklichkeit eröffnen, die zu einer rational - wissenschaftlichen Weltsicht tritt.
Dabei kann Ästhetik nicht allein eine Erweiterung der rational -epistemologischen Perspektive sein, sondern ein eigenständiger Ansatz, der die wissenschaftliche Rationalität beeinflussend trifft. 
Ästhetik bezeichnet so die Einheit von sinnlicher Wahrnehmung der Realität und dem daraus entstehenden subjektiven Urteil.
Es dreht sich also darum, ob das Ikonische einen eigenständigen Sinn des Erkennens generieren kann.
Aufgabe des Künstlers liegt nicht darin, den Weg zu zeigen, sondern diese Sehnsucht zu wecken.
Denn Kunst ist die entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Sie kann als Ergebnis gezielter meschlicher Tätigkeit erfasst werden, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt ist.
Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses oder der Prozess selbst.
Kunst ist eine autonome Form, die symbolisch verortet sein kann.
Allgemein gesprochen ist Kunst das Hervorbringen von etwas, das nicht auf natürliche Weise zustande gekommen ist, geleitet von einem Wissen, dass den, der seine Kunst beherrscht, leitet.
Damit bezeichnet Kunst einen kulturellen Akt, wenn unter Kultur eine Leistung zu verstehen ist, die über das Naturhafte hinausführt.
Kultur ist zu verstehen als die Gesamtheit zeichenhaft vermittelter Sinndimensionen und Praxisformen, mit denen Menschen Naturverhältnis und Vergesellschaftung meistern und reflektieren.
Als Geflecht sich stetig verändernder Bedeutungen bestimmt die Kultur das zivilisierte Leben in allen seinen Aspekten.
(Juli 2013)
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Und was ist Kunst?
Der wahre Sinn der Kunst liegt nicht darin, schöne Objekte zu schauen. 
Es ist vielmehr eine Methode, um zu verstehen. 
Ein Weg, die Welt zu durchdringen und den eigenen Platz darin zu finden.
 (Paul Auster)

Was ist gute Kunst – heute?
Gute Kunst stellt Fragen an die Gegenwart. Entweder in Bezug auf die Kunst selbst oder aber in Bezug auf unsere politische, soziale oder historische Wirklichkeit. Je allgemeingültiger und zeitloser diese Fragen sind, desto besser ist die Kunst. Die Bildende Kunst hat zudem die Stärke, dass sie ihre Fragen visuell formuliert und uns daher direkt und emotional berühren kann.
Gefragt sind künstlerische Positionen, die mit der Sprache der Bilder spielen, um gesellschaftliche Widersprüche und Brüche sichtbar zu machen und zu zeigen, wie sehr Formen der Gewalt und Zerstörung unsere Welt deformieren.
Dieser spannende Prozess fordert dazu auf, im Aufspüren der Brüche über die Möglichkeiten und Wirkungen der Bilder nachzudenken. Der Umgang mit den gesellschaftlichen Widersprüchen und Brüchen, den Folgen von Terror und Gewalt ist oft in der Direktheit nicht zu verkraften. Deshalb entscheiden sich viele Künstler dazu, mit Ironie die notwendige Distanz herzustellen oder den Umweg über das Spielerische zu suchen.
Wenn dabei der künstlerische Blick auf Brachflächen und nur vage definierten Räumen fällt, spielt die Sensibilität für die Bedeutung solcher offener Bereiche eine große Rolle, sei es als Projektionsflächen für ausgegrenzte Phantasien oder als Experimentierfelder für alternative Ansätze. So lassen sich die Defizite einer passiven Gesellschaft und mögliche Strategien zur Wiedergewinnung selbstbestimmten Lebens aufzeigen.
Ein Ansatzpunkt ist die Suche nach den Spuren verdrängter Handlungsweisen, die an den Rändern der Geschichte weiterexistieren.
Die künstlerische Leistung als politische Infragestellung konzentriert sich auf die Korrektur der Wahrnehmung als Form der unterschlagene Fähigkeiten der gesellschaftlichen Basis.
In einer Erweiterung der sinnlichen Wahrnehmung vom alleinigen Visuellen unter Hinzunahme des auditiven Sinns kann eine wesentliche Akzentverschiebung bewirkt werden. Geräuschkulissen erweisen sich in oft als hässliche chaotische Mischungen, auf die man spontan durch Weghören reagiert, können aber durch bewusstes Hinhören auch interessant werden.Mit einer solchen visuell und auditiv kombinierten sinnlichen Kontaktaufnahme wird auch die Fähigkeit zu selbstbewusster Auseinandersetzung wiedergewonnen.
Dass neben einem wissenschaftlich fundierten Wirklichkeitskonzept auch andere Wahrnehmungen der Welt existieren, hat in der Moderne, die mit dem Prozess der Verwissenschaftlichung Hand in Hand einhergeht, nicht zuletzt Ausdruck in den Künsten gefunden.

Begegnung mit Ernst Cassirer - Kulturphilosophie

Begegnung mit Ernst Cassirer
Welt ist, was wir dazu machen. — Sei ihr Entstehen nun zufällig oder nicht. Die Schaffung von Tatsachen spricht nicht gegen ihre Realität. Dies gilt für wissenschaftliche Tatsachen ebenso wie für die ethischen und ästhetischen Urteile, für Kollektive wie für den Einzelnen. 
Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.
Ob wir Musik eine Sprache nennen können oder auch die Malerei, ist hierbei nicht die Frage. Beide Male handelt es sich — wie im Fall der gesprochenen Sprache — um Artefakte, die als Ausdruck (Hören, Sehen, Sprechen) und Repräsentation (Notation, Bild, Schrift) vorhanden sind.
Nicht in den Einzelerlebnissen, sondern in den durch Wesensschau aufgedeckten Grundgesetzen der Erlebnisse seien die tragenden Bedeutungen der Bewußtseinskonstitution zu finden. 
Cassirers Werk ist folglich von der transzendentalphilosophischen Fragestellung nach den Bedingungen der Möglichkeit des Wissens bestimmt.
Auffinden und Schaffen fallen zusammen. Dies ist „das Transzendentale in Cassirers Philosophie:
Was einmal im Wort oder Namen festgehalten ist, das erscheint nunmehr nicht nur als ein Wirkliches, sondern geradezu als das Wirkliche. Die Spannung zwischen dem bloßen ‚Zeichen‘ und dem ‚Bezeichneten‘ hört auf: an die Stelle des mehr oder minder angemessenen ‚Ausdrucks‘ ist ein Verhältnis der Identität, der völligen Deckung zwischen ‚Bild‘ und ‚Sache‘, zwischen den Namen und den Gegenstand getreten.
Die Wahrnehmungswelt ist im Wahrnehmen je schon strukturiert. Der Kultur ist ein prinzipiell unendlicher Vorrat an Sinn gegeben, der geschaffen werden kann. Sollen die Symbole intersubjektiv gültig sein, müssen sie darüber hinaus jedoch regional eine universelle Geltung besitzen, nicht eine private. Sie werden damit zur reziproken (Selbst)Deutung der betreffenden Kultur und sind „eine Objektivität des Mythischen“.

Nicht das bloße Betrachten, sondern das Tun bildet vielmehr den Mittelpunkt, von dem für den Menschen die geistige Organisation der Wirklichkeit ihren Ausgang nimmt.“
Unter Tun versteht Cassirer Gestalten, Formen und Bilden. Erst dem Tun entspringt das Sein. Die elementarste Form der Gestaltung ist dabei die Abgrenzung oder Perspektivierung. Da jede Wahrnehmung nur einen Teil der Wirklichkeit erfasst, ist somit schon jegliches Wahrnehmen gestaltend. 
Unter ‚symbolischer Prägnanz‘ soll also die Art verstanden werden in der ein Wahrnehmungserlebnis, als ‚sinnliches‘ Erlebnis, zugleich einen bestimmten nicht-anschaulichen ‚Sinn‘ in sich faßt und ihn zur unmittelbaren konkreten Darstellung bringt.“
Dabei wird nicht ein beliebiger Sinn zum Wahrnehmungsinhalt hinzuaddiert, sondern das Wahrgenommene wird in ein Sinnganzes eingebettet, weil es eine Form gewinnt, die über sich hinaus weist:
„Vielmehr ist es die Wahrnehmung selbst, die kraft ihrer eigenen immanenten Gliederung eine Art von geistiger ‚Artikulation‘ gewinnt [...] Diese ideelle Verwobenheit, diese Bezogenheit des einzelnen, hier und jetzt gegebenen Wahrnehmungsphänomens, soll der Ausdruck ‚Prägnanz‘ bezeichnen.“
Durch Symbole werden sinnliche Einzelinhalte zu Trägern einer allgemeinen geistigen Bedeutung geformt. Die Formgebung läuft somit zugleich mit der sinnlichen Wahrnehmung ab.
„Unter einer ‚symbolischen ‚Form‘ soll jene Energie des Geistes verstanden werden, durch welche ein geistiger Bedeutungsgehalt an ein konkretes sinnliches Zeichen geknüpft und diesem innerlich zugeeignet wird.“
Mit der Formgebung geht gleichzeitig eine Sinngebung einher: erst Formen lassen Bezüge und Strukturen in der Welt erkennen. Symbolische Formen sind somit Grundformen des Verstehens, die universell und intersubjektiv gültig sind und mit denen der Mensch seine Wirklichkeit gestaltet. Kultur ist die Art und Weise, wie der Mensch durch Symbole Sinn erzeugt.
Die Erlebniswelten der symbolischen Formen sind wesentlich durch ein gestaltendes Tun des Menschen bestimmt. Gemeinsamer historischer Ursprung ist der Mythos, als frühste Form der sinnhaften Weltgliederung. Die symbolischen Formen bilden die Wirklichkeit aus verschiedenen Perspektiven ab.
Der Mythos ist für Cassirer Ursprungsphänomen aller menschlichen Kultur. In ihm wird das erste Mal durch Formgebung und Verfestigung das Flüchtige des Erlebens festgehalten, aus dem Gefühl wird ein Werk. Damit entsteht eine Eigenwelt, zu der der Mensch sich von nun ab verhalten kann und die der unmittelbar erlebten Welt entgegentritt.
Cassirer sieht zwischen Sprache und Mythos einen wesentlichen Zusammenhang. Im mythischen Identitätsdenken fallen Wort und Wirkung zusammen, denn der Mensch überträgt die ihm aus dem Zusammenleben bekannte soziale Wirksamkeit des Wortes auf die natürliche Umwelt. Das Wort wird dann zur magischen Formel, welche auf die Natur einwirken soll. 
Die Rationalität der Kunst ist eine Rationalität der Form:
„Die Wissenschaft gibt uns Ordnung im Denken; die Moral gibt uns Ordnung im Handeln; die Kunst gibt uns Ordnung in der Auffassung der sichtbaren, greifbaren und hörbaren Erscheinungen.“
Indem die Kunst dem Menschen die Möglichkeit bietet, seine Gefühle im Werk der Kunst herauszustellen und zu fixieren, hilft sie die Emotionen zu objektivieren. 

Der generelle Zweck, auf den alle kulturellen Bestrebungen hinzielen, besteht nach ihm darin, »die passive Welt der bloßen Eindrücke« zu einer für den Menschen verstehbaren Wirklichkeit umzuformen.
Das Orientierungsvermögen des Menschen ist an Bedeutungen und Bedeutungszusammenhänge gebunden. Die Produktion von Bedeutung und der Umgang mit solchen Bedeutungssystemen ist das, was Cassirer Kultur nennt

Kultur ist, Globalisierung und Geschichte zusammenzudenken.
Kultur ist, das Eigene und das Fremde zusammenzudenken und damit Durchlässigkeit zu erzeugen und neue Erfahrungsräume zu schaffen, also Kolateralereignisse der Erkenntnis.