Mittwoch, 17. Juni 2015

Gott - wer oder was ist das?

Unabgeschlossene persönliche Anmerkungen zum Gottesbegriff bzw. Gottesbild

Vorfragen:
Welchen Sinn hat es, von Gott zu reden?
Ist es dem Menschen überhaupt erlaubt und möglich, von Gott zu reden, wenn doch ein unendlicher Abstand zwischen Gott und Mensch besteht?
Gott, der ganz andere, der dem Menschen gegenübersteht?
Kann der Mensch Gott zu einem objektiven Gegenstand seines Denkens machen?
Kann das offenbarende Wort und Tun Gottes dem Menschen das Reden von Gott ermöglichen?
Muss sich das Reden von Gott notwendig auf ein transzendentes Wesen im personalen Sinne beziehen?
Wie kommt der Mensch dazu, von Gott zu reden? Wie kommt der Mensch dazu, von Gott zu reden?

Der Begriff Gott - "Gott ist"
Mit dem Begriff Gott denke ich den Fragen nach Herkunft, Zukunft und Grund der Welt nach.
Mit dem Glauben an Gott erwarte ich, die Gewissheit über Ursprung und Ziel des Lebens zu erlangen.

"Gott ist" - Die Frage nach dem Sein Gottes eröffnet sich mir in dreifacher Hinsicht. 

Ich frage: 
1. Wer ist Gott?
Der Glaube stellt diese Frage. Er empfängt sie aus der Offenbarung und lässt sie sich durch die Offenbarung beantworten. Die Frage "Wer ist Gott?" Bezieht sich für mich auf dieses Reden Gottes. Sie ist die Frage nach dem Wesen Gottes.
2. Wie ist Gott?
Die Erfahrung stellt diese Frage. Sie fragt: wie ist der Gott, der sich im Wort bei mir meldet? Von welcher Art ist sein Sein? Von welcher Wirklichkeitsqualität? Was hat. Das Sein Gottes mit dem Sein der dem Menschen sonst bekannten Dinge zu tun? Inwiefern kann von Gott sinnvoll gesagt werden, dass er ist? Wenn der Gott, der sich mir kundtut, kein bloßes Gedankenkonstrukt ist, dann ist es obsolet, auch von seiner Wirklichkeit zu reden.
3. Ist Gott?
Danach fragt mein Zweifel, ob Gott überhaupt ist. Er drückt damit aus, dass der Mensch von Gottes Wort nicht mehr getroffen ist. Er hört von Gottes Wirklichkeit nicht mehr so, dass er es mit der Wirklichkeit der Welt zu vereinbaren wüsste.

Glaube und Zweifel treffen sich im Punkt der Erfahrung. Glaube und Erfahrung gehören für das Dokument des Glaubens, die Bibel, so zusammen, wie Gott und Welt zusammengehören. Zum Wesen der Gottesbegegnung gehört für die Bibel die Leiblichkeit. Sie wehrt ein theoretisches Konstatieren der Existenz Gottes ab und verteidigt gerade die Erfahrbarkeit Gottes in der Liebe. Der Begriff "Gott" wird da verkürzt, wo er nicht mehr Inhalt einer Erfahrung oder Begegnung zwischen Gott und der Wirklichkeit ist, sondern ausschließlich im Denken des Glaubens seinen Ort hat.
Wenn Gott ist, dann muss er in den Rahmen des Seins, das ich kenne und von dem ich spreche, hineingehören bzw. sich hineinbegeben. Ich kann Gottes Sein nicht glauben, ohne es zu denken; ich kann es nicht denken, ohne es zu verstehen; ich kann es nicht verstehen, ohne es mit dem Sinn von Sein, der meiner Einsicht gemäß ist, in Beziehung zu setzen. Der Satz "Gott ist" stellt für mich einen sinnlosen Satz dar, wenn das Sein Gottes mit dem Sein des Seienden nichts zu tun hat. Deshalb zielt mein Denken darauf, vom Sein Gottes im Verhältnis zum Sein der Welt (Sein des Seienden) sinnvoll zu reden.
Diese Begegnung zwischen Gott und der Wirklichkeit erscheint dabei nicht allein in einem Raum der Erfahrung, sondern ebenso in einem Raum des Denkens im Glauben. So hat der Satz "Gott ist" mit meiner Alltagswirklichkeit zu tun, wo ich versuche, zum Verständnis der Welten und meiner selbst nach Gottes Wirklichkeit im Rahmen des objektiven Seins, im Rahmen der Geschichte, im Rahmen der Personalität und Interpersonalität und im Rahmen der Sprache zu fragen.
Dabei fasse ich den Begriff als die unendliche Tiefe, den unerschöpflichen Grund allen Seins auf, der sich als das Lebendige immer wieder neu zeigt, gibt und offenbart, wodurch ich ontologisch Gottes Sein im Werden begreife. Ich gehe davon aus, das "Werden" nicht zeitlich linear aufzufassen ist, etwa so, dass Gott seine Gegenwart als Vergangenheit hinter sich lässt, um einer fremden Zukunft entgegenzugehen, sondern dass Gott ungetrennt Anfang, Fortsetzung und Ende in seinem Wesen, seinem ontologischen Status zugleich Alles in Allem ist. Das nenne ich den trinitarischen Status des Wesens Gottes, dem ich nach-zudenken habe, denn das Sein Gottes geht dem Denken und Fragen nach Gott voraus. Nicht voraus-gesetzt, da es sich in lebendiger Bewegung befindet, bahnt es bei diesem Gang dem Fragen den Weg. Auf diesem Weg denkt die Frage nach dem Sein Gottes diesem nach. Dabei erweist sich Gott als das, was mich unbedingt angeht. 
"Gottes Sein ist im Werden" übersteigt den propositionalen Denkansatz, das Gott allein unveränderlich sei. Seine Lebendigkeit, die die Veränderung einschließt, begreife ich als Prozess der erwidernden und teilnehmenden Liebe und dekonstruiere so ein theistisches Gottesbild, lasse es im Logos als Offenbarung und Sinn der Wirklichkeit, letztlich als Geheimnis des Göttlichen, dem trinitarischen Status, der menschlichen Vernunft von sich her nicht zugänglich, aufgehen.  

Heinz Hübner, Juni 2015

Sonntag, 7. Juni 2015

Sonntägliche Gedanken "...damit wir klug werden!"

Sonntägliche Gedanken "...damit wir klug werden!"

Vieles, was wir leben, spielt sich zuvor im Gehirn ab. Dieses "Ding" hat gelernt, als Gefahrensensor im Überlebenskampf zu funktionieren, wie können wir überleben angesichts der Feinde aller Art, dem Hunger, der Kälte...? Das menschliche Gehirn klinkt sich immer ein, indem es auf das Schlimmste gefasst ist, ein in gewisser Hinsicht "katastrophisches Gehirn."
Die menschliche Spezies hat überlebt, weil "wir" uns auf das konzentrierten, was schieflaufen kann. Im Focus des katastrophischen Gehirns stand und steht nicht das, was gut geht! Denn vom Guten geht ja keine Gefahr aus. Automatisch lebt es sich, wenn alles glatt läuft. Wenn allerdings etwas nicht klappt, dann schaltet sich die Konzentration des Gehirns als Bewusstsein ein.
Diese Haltung mag in den Vorzeiten der Jäger und Sammler nützlich gewesen sein angesichts der permanenten Gefährdung des Lebens. In heutiger Zeit der modernen Welt ist diese Haltung nicht mehr hilfreich und dienlich. Im Gegenteil! Denn wie wir unsere Erfahrungen bewerten, beeinflusst direkt unsere Stimmung und unser Wohlbefinden! Wenn also die Konzentration des Bewusstseins sich vornehmlich auf das "Problematische" richtet und dabei das "Schöne", das, was gelingt und Freude bereitet, allzu schnell aus dem Focus unserer Aufmerksamkeit verschwindet, wächst die Gefahr, dass sich ein "Freudemangelsyndrom" entwickelt. Damit bezeichne ich eine unbestimmte Traurigkeit, die nicht durch existentielle Sorgen ausgelöst wird, sondern durch den Verlust an Lebensfreude. Dagegen hilft ein "Auskosten" der freudigen Momente, die es in jedem Leben gibt. Das "katastrophische Gehirn" ist auf den Weg des Umlernens zu bringen durch das bewusste Registrieren und Festhalten der freudigen, erlebten Momente, ja durch ein Inszenieren und Zelebrieren solcher Situationen, die das Leben richtig lebenswert machen. Wer die Freuden links liegen lässt, gibt den Katastrophengedanken einen Vorschub. Wenn es uns gelingt, das erfahrene und erlebte Schöne richtig und bewusst auszukosten, hat das Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Es lässt uns freundlicher und beziehungsfreudiger agieren, es fördert unsere Achtsamkeit, Gelassenheit und Konzentration und unterstützt Zufriedenheit, Selbstwert und Wohlbefinden. Ein Weg, der sich lohnt! Um es deutlich zu sagen, mit der Strategie des positiven Denkens hat dieser vorgeschlagene Weg nichts zu tun. Statt die Dinge schönzumalen, geht es um eine positive Gefühlsarbeit im Hier und Jetzt als besondere Facette der Lebenskunst. Jeder achtsam und bewusst erlebte Glücksmoment gibt dem persönlichen Leben Sinn und Bedeutung, weil wir unsere Erfahrungen dann wirklich wertschätzen. Denn was wir denken und glauben prägt unsere Persönlichkeit, gestaltet unser Leben und bestimmt unsere Zukunft.