Sonntag, 12. Oktober 2014

Atheismus quergedacht

Atheismus
Kurzexpose und Einordnung "starker/schwacher Atheismus


Notwendige Begriffsklärung

Atheismus grundsätzlich:
a-theos = ohne Gott, Gottesleugnung, Gottesverneinung, Gottlosigkeit, Leugnung der Existenz eines göttlichen Prinzips, Annahme, dass die Welt in und durch sich selbst besteht.
Ggs. Theismus

Theismus grundsätzlich:
Lehre von der Existenz eines göttlichen Prinzips, das als Person außerhalb der Welt existiert, deshalb von ihr unterschieden ist (Ggs. Pantheismus). Gott gedacht als der, der die Welt nicht nur geschaffen hat, sondern auch erhält und lenkt, somit in ihr wirkt (Ggs. Deismus).
Der Theismus stellt sich dar als Glaube an einen einzigen (Monotheismus), persönlichen, außer- und überweltlichen, selbstbewußten und selbsttätigen Gott, der als Schöpfer, Erhalter und Lenker der Welt gedacht wird. (Ggs. Atheismus s.o.)

Gott grundsätzlich philosophisch:
Der oberste, mehr oder minder als Person gefasste Gegenstand religiösen Glaubens wird mit dem Begriff Gott bezeichnet. Dieser Gegenstand wird geglaubt als ein Wesen mit übernatürlichen Eigenschaften und Kräften, im höchsten Sinne ein Wesen mit allen Eigenschaften der Vollkommenheit, als Urgegebenes des menschlichen Bewußtseins heilig und absolut seiend.

Erscheinungsformen des Atheismus 
auf dem Hintergrund der Bezeichnung stark/schwach absteigend

Atheismus als Leugnung eines jeden Absoluten oder Göttlichen. Ausgeführt als Haltung (Praxis) und Lehre, die bestreitet, dass es einen Gott gibt mit dem Ziel der praktischen Verneinung der Existenz Gottes bzw. der Wirklichkeit des mit Gott Gemeintem. (auch radikaler Atheismus)
Atheismus als Lehre, die den Glauben an Gott verwirft, aber nicht, weil Gott nicht als existent gedacht wird, sondern weil der Glaube an seine Existenz als widersprüchlich oder sinnlos angesehen wird, insofern der Begriff Gott keine klare Bedeutung hat. Diese Lehre hat praktische Auswirkungen für Haltung und Handeln des Menschen. (starker Atheismus)
Atheismus in Form der Leugnung Gottes als einer von der Welt verschiedenen absoluten (allmächtigen und unendlichen) Person. Als Pantheismus leugnet er die Transzendenz und Persönlichkeit des allmächtigen Gottes, lehnt damit den Glauben an einen persönlichen Gott ab.
Atheismus als Lehre, die besagt, dass man nicht wissen kann, ob Gott existiert. Sie bestreitet, dass Gott, wenn es ihn gäbe, von Menschen irgendwie erkannt werden könne. Als theoretischer Atheismus ist er an der epistemologischen Problematik interessiert und leugnet die Erkennbarkeit Gottes, nicht das Dasein. Diese schwache schlägt sich im Agnostizismus nieder. Ebenfalls berührt sie sich mit dem Skeptizismus, wenn sie nach Sicherheit und Gewißheit der Erkenntnis Gottes fragt.
Atheismus als postulatorische Forderung besagt, dass es keinen Gott geben darf, wenn es Freiheit geben soll, da ein allmächtiger Gott die Freiheit des Menschen zur Illusion mache. Ein göttlicher Gesetzgeber ist unvereinbar mit einer Werteethik. Denn der finale Determinismus der göttlichen Vorsehung hebt die ethische Freiheit und damit die Voraussetzung zum sittlichen Handeln auf. Läßt man aber die Freiheit der Person gelten, so hebt sie unfehlbar den finalen Determinismus auf. Freiheit und Determinismus stehen zueinander kontradiktorisch als These und Antithese.
Atheismus pragmatisch gedacht bestimmt die Haltung, ein Leben zu führen, als wenn es keinen Gott gäbe.



Thesenhafte Zusammenfassung:
Starker Atheismus: Glauben bzw. Wissen und Handeln auf der Basis der Leugnung Gottes. Denn es gibt genug Beweise, um sicher zu sein, dass ein Gott nicht existiert bzw. existieren kann.
Schwacher Atheismus: Ich halte mich mit dem Glauben an Gott zurück und warte auf Beweise. Leben in der agnostischen Haltung, die besagt, ich weiß nichts über Gott bzw. keiner weiß etwas über Gott.

Heinz Hübner, September 2014