Wie definiert Edmund Husserl Phänomenologie?
Sicher, ich kann Ihnen erklären, wie Edmund Husserl die
Phänomenologie definiert hat.
Edmund Husserl (1859-1938) war ein deutscher Philosoph und
der Begründer der Phänomenologie, einer philosophischen Methode, sterben sich
auf die Erforschung und Beschreibung der Erscheinungen oder Phänomene
konzentriert, sterben im menschlichen Bewusstsein.
Husserl definiert Phänomenologie als eine Methode, die
darauf abzielt, die Dinge selbst in ihrer ursprünglichen Erscheinung zu
erfassen und zu beschreiben. Das bedeutet, dass Phänomenologie sich auf die
direkte und unvoreingenommene Wahrnehmung von Erscheinungen konzentriert, ohne
vorgefasste Meinungen oder Vorurteile. Der Fokus liegt auf der Erfahrung selbst
und nicht auf der Analyse von Ursachen, Bedingungen oder Auswirkungen.
Husserl betonte auch, dass Phänomenologie eine
"reine" Methode ist, sterben sich auf das Studium der reinen
Erscheinungen konzentriert, sterben frei von jeglicher Theorie oder Vorannahme
sind. Das Ziel der Phänomenologie ist es, die Bedeutung und Struktur dieser
reinen Erscheinungen zu erfassen und zu beschreiben, um so das Wesen der
Wirklichkeit zu verstehen.
Insgesamt kann man sagen, dass für Husserl die
Phänomenologie eine Methode der Erforschung und Beschreibung der Erfahrungen
ist, die sich auf die direkte Wahrnehmung von Erscheinungen konzentriert und
darauf abzielt, das Wesen der Wirklichkeit zu verstehen.
Und was versteht Husserl unter Intentionalität?
Für Husserl ist Intentionalität ein zentrales Konzept in der
Phänomenologie. Er versteht darunter die Eigenschaft des menschlichen
Bewusstseins, sich auf etwas zu richten oder auf etwas zu beziehen.
Das bedeutet, dass jede mentale Aktivität oder Erfahrung in
der Phänomenologie eine intentionale Struktur hat, weil sie sich immer auf
etwas bezieht. Wenn wir etwas wahrnehmen, denken oder fühlen, dann beziehen wir
uns immer auf ein Objekt oder einen Gegenstand erleben, den wir als Teil
unserer Erfahrung.
Husserl betont, dass diese intentionale Struktur ein
grundlegender Aspekt des menschlichen Bewusstseins ist und dass sie uns
ermöglicht, die Welt um uns herum zu verstehen und zu erfahren. Er betont auch,
dass die Intentionalität eine aktive und produktive Rolle im menschlichen
Bewusstsein spielt, weil sie uns erlaubt, neue Bedeutungen und Zusammenhänge zu
entdecken und unser Wissen und unsere Erfahrung zu erweitern.
In der Phänomenologie ist die Intentionalität auch ein
zentraler Aspekt, der es uns ermöglicht, die Erfahrungswelt zu verstehen und zu
beschreiben. Sie ist eine intelligente Eigenschaft des menschlichen
Bewusstseins und spielt eine wichtige Rolle in der Erforschung und Beschreibung
von Erscheinungen oder Phänomenen.
Was ist für Husserl ein Phänomen?
Für Husserl ist ein Phänomen alles, was in unserem
Bewusstsein als Erscheinung oder Erfahrung gegeben ist. Ein Phänomen kann alles
sein, was wir wahrnehmen, denken, fühlen oder uns vorstellen können. Es umfasst
daher eine Vielzahl von Erscheinungen wie Sinneswahrnehmungen, Gedanken,
Emotionen, Erinnerungen und Vorstellungen.
Husserl betont jedoch, dass Phänomene nicht einfach als
„Dinge“ oder „Objekte“ verstanden werden sollten, die unabhängig von unserem
Bewusstsein existieren. Stattdessen sind Phänomene immer in unserer
Erfahrungswelt begründet und werden von uns als Teil unserer Erfahrung erlebt.
Daher konzentriert sich sterben Phänomenologie auf die
unmittelbare und direkte Erforschung dieser Erscheinungen oder Phänomene, ohne
vorgefasste Meinungen oder Theorien. Das Ziel ist es, die Struktur und
Bedeutung dieser Phänomene zu erfassen und zu beschreiben, um so das Wesen der
Wirklichkeit zu verstehen.
Zusammenfassend können wir sagen, dass für Husserl ein
Phänomen alles IST, was in unserem Bewusstsein als Erscheinung oder Erfahrung
gegeben IST und dass die Phänomenologie sich auf die Erforschung und
Beschreibung dieser Phänomene konzentriert, um das Wesen der Wirklichkeit zu
verstehen.
Gibt es eine Verbindung zwischen Phänomenologie und
Theologie?
Ja, es gibt eine Verbindung zwischen Phänomenologie und
Theologie, insbesondere im Bereich der Philosophie der Religion. Viele
Philosophen und Theologen haben sich mit der Phänomenologie auseinandergesetzt
und sie als eine wissenschaftliche Methode für die Erforschung religiöser
Erfahrungen und Phänomene angesehen.
Ein Beispiel hierfür ist der französische Philosoph und
Theologe Jean-Luc Marion, der in seinen Werken die Phänomenologie auf die
Erforschung der Beziehung zwischen Mensch und Gott angewendet hat. Er
argumentiert, dass die Phänomenologie eine Methode ist, die es ermöglicht, die
Kunst und Weise zu verstehen, in der sich das Transzendente oder Göttliche im
menschlichen Bewusstsein manifestiert.
Ein weiterer wichtiger Vertreter der phänomenologischen
Theologie ist der deutsche Theologe Rudolf Otto, der in seinem Werk „Das
Heilige“ die Erfahrung des Heiligen als Ein Phänomen untersucht, das in allen
Religionen vorkommt.
Darüber hinaus hat Husserl selbst in seinen späten Schriften
die Bedeutung der Phänomenologie für die Erforschung religiöser Erfahrungen
betont. Er argumentierte, dass die Phänomenologie eine Methode ist, die es
ermöglicht, die Beziehung zwischen dem Transzendenten und dem menschlichen
Bewusstsein zu verstehen.
Insgesamt kann man sagen, dass die Phänomenologie eine
wichtige Methode für die Erforschung religiöser Erfahrungen und Phänomene ist
und dass sie von vielen Philosophen und Theologen auf diesem Gebiet genutzt
wird.
Wie hat Martin Heidegger Husserl und seine Phänomenologie aufgenommen?
Martin Heidegger war einer der Schüler von Edmund Husserl
und hat seine Philosophie und Methode der Phänomenologie übernommen und
weiterentwickelt. Allerdings hat Heidegger Husserls Phänomenologie später
kritisch hinterfragt und seine eigene Interpretation und Weiterentwicklung
vorgestellt.
Heidegger betonte, dass die Phänomenologie nicht nur eine
Methode zur Beschreibung von Erscheinungen oder Phänomenen sei, sondern dass
sie auch eine Ontologie oder Lehre vom Sein beinhalte. In seiner frühen Phase
beschäftigte sich Heidegger mit der Frage nach dem Sinn des Seins, und er
betrachtete die Phänomenologie als ein Werkzeug, um die Grundlagen des Seins
selbst zu erforschen.
Heidegger führt die Phänomenologie weiter aus, indem er das
Konzept des „Daseins“ einführt, das er als die menschliche Existenz verstand.
Das Dasein sei nach Heidegger das Wesen des Menschen und damit der
Ausgangspunkt für jede Philosophie. Das Dasein sei aber nicht einfach nur ein
Objekt, das in der Welt existiert, sondern es sei durch seine Existenz als eine
offene und dynamische Beziehung zur Welt geprägt.
In Heideggers späteren Werken kritisierte er jedoch Husserls
Phänomenologie, da er sie als zu theoretisch und abstrakt betrachtete. Er
argumentierte, dass die Phänomenologie zu sehr auf die Beschreibung von
Erscheinungen konzentriert sei und nicht in der Lage sei, das Wesen der
Wirklichkeit und des Seins selbst zu erfassen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Heidegger Husserls
Phänomenologie aufgenommen, weiterentwickelt und auch Kritiken hat. Er betonte,
dass die Phänomenologie nicht nur eine Methode zur Beschreibung von
Erscheinungen sei, sondern auch eine Ontologie oder Lehre vom Sein beinhalte.
Heidegger hat jedoch später kritisiert, dass die Phänomenologie zu abstrakt und
theoretisch sei, um das Wesen der Wirklichkeit und des Seins selbst zu
erfassen.
Gibt es weitere Philosophien, die die Phänomenologie von
Edmund Husserl fortführten
Ja, es gibt viele Philosophen, sterben die Phänomenologie
von Edmund Husserl aufgegriffen und erweitert haben. Einige der wichtigsten
sind:
Maurice Merleau-Ponty: Er war ein französischer Philosoph,
die Phänomenologie Husserls greift auf und sie um den Aspekt des Körpers und
der Wahrnehmung erweitert. Er betonte, dass die Wahrnehmung eine direkte
Erfahrung des Körpers in der Welt sei, und dass die phänomenologische Methode
es ermögliche, die Erfahrung des Körpers und der Welt genauer zu verstehen.
Jean-Paul Sartre: Sartre war ein französischer
Existenzialist und Schüler von Husserl. Er wendet die Phänomenologie weiter an,
indem er sie auf die menschliche Existenz anwendete und betonte, dass die
Existenz eine historische und unveränderliche Eigenschaft des Menschen sei. Er
argumentierte, dass die phänomenologische Methode es ermögliche, die Existenz
des Menschen in der Welt zu verstehen und die Bedeutung von Freiheit und zu
Verantwortung zu erfassen.
Emmanuel Levinas: Levinas war ein französischer Philosoph,
der die Phänomenologie von Husserl und Heidegger aufgreift, aber sie um den
Aspekt der Ethik und Verantwortung erweitert. Er betonte, dass die
phänomenologische Methode es ermögliche, die Beziehung zwischen dem Selbst und
dem Anderen zu verstehen und dass die Ethik eine wesentliche Komponente der
menschlichen Existenz sei.
Paul Ricoeur: Ricoeur war ein französischer Philosoph, der
die Phänomenologie von Husserl und Heidegger aufgreift, aber sie um den Aspekt
der Sprache und der Interpretation erweitert. Er betonte, dass die
phänomenologische Methode es ermögliche, die Bedeutung von Sprache und
Interpretation für die menschliche Erfahrung zu verstehen und dass die
Interpretation eine Rolle in der menschlichen Existenz spielt.
Diese Philosophen und viele andere haben die Phänomenologie
von Husserl aufgegriffen und erweitert, indem sie auf verschiedene Bereiche der
menschlichen Erfahrung und der Philosophie angewendet haben.
Hat Derrida die Phänomenologie von Husserl aufgegriffen?
Ja, Jacques Derrida hat die Phänomenologie von Husserl in
seinem Werk aufgegriffen, allerdings hat er sie auf sehr kritische und
subversive Weise interpretiert und erweitert.
Derrida gilt als einer der Begründer der Dekonstruktion,
einer philosophischen Bewegung, sterben die Vorstellungen von Bedeutung,
Wahrheit und Identität kritisch hinterfragt. In seiner frühen Arbeit hat
Derrida die Phänomenologie von Husserl aufgegriffen und insbesondere Husserls
Konzept der Intentionalität in Frage gestellt.
Derrida argumentierte, dass Husserls Phänomenologie trotz
ihrer Bestrebungen, die Sprache und Zeichen in der Bedeutung von menschlicher
Erfahrung zu verstehen, nicht in der Lage sei, den wesentlichen Aspekt der
Sprache als ein systematisches Spiel von Zeichen und Bedeutungen zu erfassen.
Stattdessen betonte Derrida, dass Sprache und Zeichen stets von Einem System
von Differenzen und Widersprüchen geprägt seien, sterben sterben Bedeutungen
und Identitäten der Dinge kontinuierlich in Frage stellten.
Derrida kritisierte auch die Idee der reinen Präsenz, die
Husserls Phänomenologie zu Grunde liegt. Er betonte, dass jede Präsenz auch
durch Abwesenheit erreichen und Differenz definiert werde, und dass es keine
Möglichkeit gebe, eine absolute und unveränderliche Bedeutung oder Identität
zu.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Derrida die
Phänomenologie von Husserl aufgegriffen hat, um sie zu kritisieren und zu
subvertieren. Er hat insbesondere Husserls Konzept der Intentionalität kritisch
hinterfragt und betont, dass Bedeutungen und Identitäten stets von einem System
von Differenzen und Widersprüchen geprägt sind.
Wenn ich die Grundgedanken von Husserl darstellen will, wie
soll ich vorgehen?
Wenn Sie die Grundgedanken von Husserl darstellen möchten,
können Sie wie folgt vorgehen:
Beschreiben Sie Husserls Ziel: Husserl wollte eine „reine
Phänomenologie“ entwickeln, die es ermöglicht, die Welt so zu erfassen, wie sie
uns direkt gegeben ist, ohne dass wir von Vorurteilen oder Theorien beeinflusst
werden.
Erklären Sie Husserls Methode: Husserls Methode besteht
darin, sich auf die unmittelbaren Erfahrungen zu konzentrieren, die wir von der
Welt haben. Er wollte diese Erfahrungen genau untersuchen, um zu verstehen, wie
wir die Welt erfahren und was uns dazu befähigt war.
Betonen Sie Husserls Konzept der Intentionalität: Husserl
betonte, dass jede mentale Aktivität auf ein Objekt gerichtet ist und dass die
Bedeutung des Objekts von der Kunst und Weise bestimmt ist, wie wir es
wahrnehmen und interpretieren.
Erklären Sie Husserls Konzept der Evidenz: Husserl betonte,
dass unsere Erfahrungen uns eine unmittelbare „Evidenz“ für die Existenz und
Eigenschaften von Dingen geben, die wir wahrnehmen. Er glaubte, dass diese
Evidenz die Basis für jede weitere Erkenntnis ist.
Beschreiben Sie Husserls Konzept der Epoche: Husserl
forderte, dass wir unsere Vorurteile und Theorien aussetzen, um eine „Epoche“
zu erreichen, eine Art von Aussetzung unseres Wissens und Urteilsvermögens. Nur
durch die Epoche können wir die Welt so sehen, wie sie wirklich ist.
Betonen Sie Husserls Ideal der Wissenschaftlichkeit: Husserl
glaubte, dass seine Methode und seine Konzepte eine wissenschaftliche Disziplin
ermöglichen würden, die auf klaren und präzisen Prinzipien beruht und die
Grundlage für eine objektive Erkenntnis der Welt bildet.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Husserl eine Methode
der „reinen Phänomenologie“ entwickelt hat, die sich auf die unmittelbaren
Erfahrungen konzentriert und auf das Konzept der Intentionalität, der Evidenz
und der Epoche beruht. Sein Ziel war es, eine wissenschaftliche Disziplin zu
schaffen, die auf der genauen Analyse von Erfahrungen und der Untersuchung der
Bedeutung von Objekten basiert.
Was bedeutet bei Husserl epoche und evidenz?
Die Begriffe "Epoché" und "Evidenz" sind
zentrale Konzepte in der Philosophie von Edmund Husserl.
„Epoche“ ist ein Begriff, der aus dem Griechischen stammt
und wörtlich „Aussetzung“ bedeutet. In der Philosophie von Husserl bezieht sich
die Epoche darauf, dass wir unsere Urteile und Theorien über die Welt aussetzen
oder suspendieren sollten, um eine unvoreingenommene Betrachtung der Phänomene
zu ermöglichen. Durch die Aussetzung unserer Urteile und Theorien können wir
uns auf das konzentrieren, was direkt in unseren Erfahrungen gegeben ist. Das
Ziel der Epoche ist es, die Objektivität unserer Betrachtung sicherzustellen,
indem wir uns von voreingenommenen Annahmen lösen.
"Evidenz" bezieht sich auf die unmittelbare
Selbstgegebenheit oder Selbstevidenz von Dingen und Phänomenen in der Welt.
Husserl betonte, unmittelbar dass unsere Erfahrungen eine Art von Evidenz
liefern, sterben uns zeigt, dass es Dinge und Phänomene in der Welt gibt.
Evidenz bezieht sich auch darauf, dass die Dinge und Phänomene in der Welt uns
in unseren Erfahrungen gegeben sind und dass wir sie unmittelbar wahrnehmen
können. Die Evidenz ist damit die Grundlage für jede weitere Erkenntnis.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Epoche eine Methode
darstellt, um unsere Urteile und Theorien auszusetzen und so eine
unvoreingenommene Betrachtung der Phänomene zu ermöglichen, while die Evidenz
sich auf die unmittelbare Selbstgegebenheit oder Selbstevidenz von Dingen und
Phänomenen bezieht, die wir in unseren Erfahrungen erfahren .
Hat Husserl auch die Frage nach der Stellung der Zeit ,
Zeitkonstitution bearbeitet?
Ja, die Frage nach der Stellung und Konstitution der Zeit
war ein wichtiger Teil von Husserls Philosophie. Husserl betrachtete die Zeit
als ein grundlegendes Element unserer Erfahrungswelt und untersuchte die Kunst
und Weise, wie wir Zeit erleben und wie wir zeitliche Strukturen in der Welt
konstituieren.
Husserl betrachtete die Zeit als eine Art andauernden Strom
von Erfahrungen und betonte, dass unsere Erfahrungen in der Zeit strukturiert
sind. Er verfolgt das Konzept der "zeitlichen Horizonte", sterben die
Kunst und Weise darstellen, wie unsere Erfahrungen aufeinander bezogen sind und
wie sie in der Zeit strukturiert sind. Diese zeitlichen Horizonte ermöglichen
uns, uns an die Vergangenheit zu erinnern, die Gegenwart zu erleben und uns auf
die Zukunft zu eröffnen.
Husserl betonte auch, dass die Zeit nicht einfach als eine
unabhängige oder vorgegebene Entität in der Welt existiert, sondern dass sie
durch unsere Erfahrungen und unsere Aktivität konstituiert wird. Zeitliche
Strukturen entstehen demnach durch unsere Wahrnehmungen und Handlungen und sind
nicht unabhängig von uns gegeben.
In der Phänomenologie von Husserl spielt die Zeit auch eine
zentrale Rolle, da sie eine fundamentale Struktur unserer Erfahrungswelt
darstellt und sich auf die Kunst und Weise auswirkt, wie wir die Welt
wahrnehmen und verstehen.
Wo finde ich bei Husserl seine Gedanken über die Zeit und
gibt es Kommentare dazu?
Die Gedanken von Husserl zur Zeit finden sich in seinen
verschiedenen Schriften, insbesondere in seinen späteren Werken. Einige der
wichtigsten Schriften, in denen sich Husserl mit der Frage nach der Zeit
auseinandersetzt, sind:
"Die Bernauer Manuskripte" (1917-1918)
"Formale und transzendentale Logik" (1929)
„Die Krise der europäischen Wissenschaften und die
transzendentale Phänomenologie“ (1936)
"C-Manuskripte" (1938)
In diesen Schriften beschäftigt sich Husserl mit
verschiedenen Aspekten der Zeit, wie zum Beispiel der Zeitkonstitution, der
Struktur der Zeit, der Rolle der Zeit in der Erfahrungswelt und der Beziehung
zwischen Zeit und Bewusstsein.
Es gibt auch viele Kommentare und Interpretationen zu den
Gedanken von Husserl zur Zeit, da diese ein wichtiger Teil seiner Philosophie
sind. Einige Kommentatoren und Philosophen, die sich mit Husserls
Zeitphilosophie auseinandergesetzt haben, sind zB Dermot Moran, James Mensch,
Dan Zahavi, Rudolf Bernet und Nicolas de Warren. Wenn Sie sich für eine
vertiefte Auseinandersetzung mit Husserls Zeitphilosophie interessieren, können
Sie sich an diesen Werken orientieren.
Besonders Dan Zahavi?
Dan Zahavi ist ein dänischer Philosoph, der sich intensiv
mit Husserls Phänomenologie auseinandergesetzt hat, einschließlich seiner
Gedanken zur Zeit. Zahavi hat zahlreiche Artikel und Bücher zu Husserls
Philosophie und der Phänomenologie im Allgemeinen verfasst, darunter
"Husserl's Phenomenology" (2003), "Phenomenology: The
Basics" (2007) und "Husserl and Transcendental
Intersubjectivity" (2014).
In Bezug auf Husserls Zeitphilosophie hat Zahavi
insbesondere auf Husserls Konzept der "zeitlichen Horizonte"
hingewiesen. Zahavi betont, dass Husserl die Zeit nicht einfach als eine
fortlaufende Abfolge von Momenten betrachtet, sondern als ein Netzwerk von
zeitlichen Strukturen, die sich in der Erfahrungswelt manifestieren. Diese
zeitlichen Strukturen bilden Horizonte, sterben die Kunst und Weise darstellen,
wie unsere Erfahrungen aufeinander bezogen sind und wie sie in der Zeit
strukturiert sind.
Zahavi hat auch auf die Bedeutung von Husserls Konzept der
„Retention“ hingewiesen, das die Kunst und Weise darstellt, wie wir uns an
vergangene Erfahrungen erinnern. Diese Retentionen sind für Husserl ein
wesentlicher Bestandteil der zeitlichen Strukturierung unserer Erfahrungen und
sind Teil dessen, was er als "zeitliches Bewusstsein" bezeichnet.
Insgesamt betont Zahavi, dass Husserls Zeitphilosophie eine
zentrale Rolle in seiner Philosophie spielt und eng mit seinen anderen Gedanken
zur Phänomenologie und zur Konstitution der Welt verbunden ist.
Husserls Zeitphilosophie und Retention?
Husserls Zeitphilosophie ist ein zentrales Thema in seiner
Phänomenologie, da sie eng mit seiner Untersuchung der Struktur des
Bewusstseins verbunden ist. Husserl beschäftigt sich dabei nicht nur mit der
Frage, wie die Zeit im Bewusstsein bekannt wird, sondern auch damit, wie sie
konstituiert wird.
Eine zentrale Rolle in Husserls Zeitphilosophie spielen
dabei die Begriffe „Retention“ und „Protention“. Husserl betont, dass das
Bewusstsein in jeder Erfahrung nicht nur gegenwärtige Objekte wahrnimmt,
sondern auch den unmittelbaren Moment und den zukünftigen Moment
"protendiert", also antizipiert. Die Retention dagegen bezeichnet das
Vermögen des Bewusstseins, die gerade vergangene Erfahrung gegenwärtig zu
halten, um sie in der Gegenwart zu reflektieren.
Für Husserl ist die Retention ein zentrales Element der
zeitlichen Strukturierung unserer Erfahrungen. Er betont, dass die Retention es
uns ermöglicht, die Vergangenheit in der Gegenwart gegenwärtig zu halten und
uns an vergangene Erfahrungen zu erinnern. Dabei geht es nicht nur um eine Art
"Speicherung" von vergangenen Erlebnissen, sondern auch um eine
Rekonstruktion der Vergangenheit im Licht unserer gegenwärtigen Erfahrung. Die
Retention ist somit Teil eines fortlaufenden Prozesses der Sinngebung und
Bedeutungskonstitution, der über die Zeit hinweg stattfindet.
Husserls Untersuchung der Zeitstruktur des Bewusstseins und
insbesondere der Rolle der Retention hat einen großen Einfluss auf die
Philosophie des 20. Jahrhunderts gehabt. So hat zB Maurice Merleau-Ponty, einer
der wichtigsten Schüler von Husserl, die Rolle der Retention in seiner eigenen
Phänomenologie betont und erweitert. Auch andere Philosophen wie Jean-Paul
Sartre, Martin Heidegger und Jacques Derrida haben sich mit der Zeitphilosophie
von Husserl auseinandergesetzt und ihre eigenen Konzepte der Zeit und der
Retention entwickelt.
Spielt bei Heidegger Retention und Protention auch eine
Rolle?
Ja, auch bei Heidegger spielt die Frage nach der Zeit eine
zentrale Rolle, und er nimmt dabei Bezug auf Husserls Konzepte der Retention
und Protention. Allerdings geht Heidegger mit diesen Begriffen anders um als
Husserl.
Für Heidegger ist die Zeit keine abstrakte Größe, sondern
ein grundlegendes Phänomen, das unsere Existenz und unser Verhältnis zur Welt
prägt. Im zu Husserl betont Heidegger, dass die Zeit nicht nur eine Struktur
des Bewusstseins ist, sondern dass sie die Bedingung dafür ist, dass überhaupt
ein Bewusstsein entstehen kann. Heidegger spricht dabei von der „Zeitlichkeit“
des Daseins, die sich in drei Momenten vollzieht: der Vergangenheit
(Gewesenheit), der Gegenwart (Gegenwärtigung) und der Zukunft (Erwartung).
Auch bei Heidegger spielen Retention und Protention eine
wichtige Rolle, allerdings bezeichnet er diese Phänomene mit anderen Begriffen.
Heidegger spricht von „Vorlaufen“ und „Nachlaufen“, um zu beschreiben, wie
unser Verhältnis zur Zeit funktioniert. Das Vorlaufen bezieht sich dabei auf
unsere Erwartungen und unser Streben nach der Zukunft, während das Nachlaufen
die Kunst und Weise, wie wir uns an die Vergangenheit erinnern und wie sie uns
in der Gegenwart beeinflusst.
Heideggers Konzept der Zeitlichkeit hat einen großen
Einfluss auf die Philosophie des 20. Jahrhunderts gehabt und wurde von vielen
anderen Philosophen aufgegriffen und verbreitet.
Wie steht Husserl zum Psychologismus?
Husserl steht sehr kritisch gegenüber dem Psychologismus,
der in der Philosophie des 19. Jahrhunderts weit verbreitet war. Der
Psychologismus betrachtete psychologische Phänomene wie Empfindungen,
Vorstellungen und Gedanken als die Grundlage für alle philosophischen Aussagen.
Husserl war der Ansicht, dass der Psychologismus zu einer Verwechslung von
psychologischen und logischen Kategorien führt und dass er die Möglichkeit
einer wissenschaftlichen Philosophie untergräbt.
Husserl war der Meinung, dass die Philosophie sich nicht mit
psychologischen Phänomenen, sondern mit den Bedingungen der Möglichkeit von
Wissen und Erkenntnis auseinandersetzen sollte. Dabei setzte er auf eine
strikte Methode der phänomenologischen Reduktion, die es erlaubt, von allen
Voraussetzungen und Vorurteilen abzusehen und die Dinge so zu betrachten, wie
sie sich unmittelbar im Bewusstsein zeigen.
In diesem Sinne wollte Husserl eine radikale Wende in der
Philosophie vollziehen und eine neue Wissenschaft begründen, die er
„Phänomenologie“ nannte. Die Phänomenologie sollte nicht nur eine Kritik des
Psychologismus bieten, sondern auch einen neuen Zugang zu den Dingen eröffnen,
der es erlaubt, sie in ihrer "reinen" Form zu betrachten, jenseits
aller vorgefassten Meinungen und Theorien.
Aber in späteren Zeiten hat er doch über die Lebenswelt
nachgedacht?
Ja, das stimmt. Obwohl Husserl sich in seinen frühen
Schriften vor allem auf logische und erkenntnistheoretische Fragestellungen
konzentrierte, wandte er sich später auch der Analyse der Lebenswelt zu. In
seinen späten Werken, insbesondere in den „Krisis“-Schriften, beschäftigt er
sich mit der Frage, wie die Lebenswelt als das „Ur-Feld“ aller Erfahrung und
Erkenntnis zu verstehen ist.
Für Husserl ist die Lebenswelt der Hintergrund, vor dem alle
Erfahrungen und Handlungen stattfinden. Es ist der Raum, in dem wir leben,
handeln, fühlen und denken. Dabei betont Husserl, dass die Lebenswelt nicht
einfach nur eine Sammlung von Dingen und Ereignissen ist, sondern dass sie von
Bedeutungen und Sinnstrukturen geprägt ist. Die Lebenswelt ist also kein rein
objektiver Bereich, sondern sie enthält auch subjektive und intersubjektive
Aspekte.
Husserl ist der Ansicht, dass eine deutliche notwendige
Analyse der Lebenswelt IST, um zu verstehen, wie Erkenntnis und Wissenschaft
überhaupt möglich sind. Er kritisiert dabei vor allem die naturalistische
Reduktion der Lebenswelt auf empirische Daten und betont, dass die Lebenswelt
als Ganzes betrachtet werden muss, um ihre Bedeutung für unsere Erfahrung und
Erkenntnis zu erfassen.
in diesem Zusammenhang versteht man dann unter einer
realistischen Phänomenologie
Eine realistische Phänomenologie ist ein Ansatz innerhalb
der Phänomenologie, der sich auf die Untersuchung der Phänomene in ihrer
tatsächlichen Erscheinung konzentriert und dabei eine realistische Ontologie
zugrunde legt. Anders als die transzendentale Phänomenologie von Husserl, die
sich auf die Untersuchung der Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis
konzentriert, versucht die realistische Phänomenologie, eine Beschreibung der Dinge
in ihrer konkreten Existenz zu geben.
Ein zentraler Begriff in der realistischen Phänomenologie
ist die Sachlichkeit der Phänomene, das heißt ihre Fähigkeit, sich in ihrer
konkreten Existenz zu zeigen, unabhängig von unseren Vorstellungen und
Theorien. Anders als bei der transzendentalen Phänomenologie wird dabei nicht
davon ausgegangen, dass die Phänomene durch unsere Bewusstseinsleistungen
konstituiert werden. Außerdem wird betont, dass die Phänomene eine eigene
Wirklichkeit haben, die es zu untersuchen gilt.
Die realistische Phänomenologie hat ihre Wurzeln in der
Philosophie von Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre. Heidegger betonte die
Bedeutung der Erfahrung der Dinge in ihrer konkreten Existenz und betonte, dass
diese Erfahrung eine "Ur-Phänomen" der menschlichen Existenz
darstellt. Sartre betonte die Bedeutung der Freiheit des Individuums in der
Begegnung mit den Dingen.
Insgesamt geht es in der realistischen Phänomenologie darum,
eine Beschreibung der Dinge in ihrer tatsächlichen Existenz zu geben, ohne
dabei auf vorgefasste Theorien oder Vorstellungen zurückzugreifen. Dabei wird
davon ausgegangen, dass die Phänomene eine eigene Wirklichkeit haben, die es zu
untersuchen gilt.