Samstag, 29. März 2014

Einblicke zur Interkulturellen Philosophie

Thesen zur interkulturellen Philosophie
1. Kulturen sind in sich heterogen. Kein Charakteristikum kann damit verteidigt werden, dass es zu einer Kultur gehört.
2. Kulturen sind keine geschlossenen Entitäten. Jede Kultur ist auch Ergebnis fremder Einflüsse.
Kulturen sind keine Organismen, schon gar keine lebenden Organismen. In jeder Kultur wird gerungen durch Argumente und Setzungen, die Gültigkeit beanspruchen, mit Überzeugungskraft nebst Durchsetzungsvermögen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Gültigkeit (=Geltung) und Akzeptabilität und Überzeugungskraft in historischen, rechtlichen, soziopolitischen und psychologischen Analysen. Eine terminologische Unterscheidung (Differenz) gilt es, wahrzunehmen: Das Allgemeine - Das Besondere=Das Spezifische. Das Abstrakte - Das Konkrete, nicht allgemein gilt dann als konkret; nicht abstrakt gilt als spezifisch.
Was Fragen der Akzeptabilität und Durchsetzbarkeit betrifft, sind Spezifika wichtiger als allgemeine Konzepte. Das gilt in gleicher Weise für die Konkretion gegenüber dem Abstrakten. Friedlichkeit ist eine von niemandem in Frage gestellte Sache. Aber Frieden im Spezifischem birgt einiges an Konfliktpotential.
3. Verschiedene Kulturen haben gemeinsame Merkmale: sie sind Menschenwerk. Dabei gilt es, anthropologische Konstanten, Orientierung an logischen Gesetzen, Regeln von Ursache und Wirkung zu beobachten. Es können prägende Gemeinsamkeiten in jeweiligen Umwelten herausgearbeitet werden. An diese Gemeinsamkeiten gilt es, transkulturell anzuknüpfen. 
4. Kulturen sind keine statischen Phänomene. Sie sind veränderlich, warten in einem dynamischen Erscheinungsbild auf. Deshalb ist der Ist-Zustand einer Kultur auch nicht festzuhalten.
Die den Alltag bestimmenden distinktiven Kulturmerkmale sind relativ spezifischer Art, nicht auf der fundamentalen Ebene ethischer oder moralischer Normen zu verorten. Es ist deshalb als fragwürdig anzusehen, die eigene Kultur in Form einer Auszeichnung radikal gegen andere Kulturen abzugrenzen. Das grenzt immer oft an eine willkürliche Setzung. Ein besserer Weg ist ist, unterschiede und Gemeinsamkeiten zu begründen. Sind Begriffe und Vorstellungen geeignet zu einer intersubjektiven, argumentativen Auseinandersetzung in der Form einer Zusammensetzung?
5. Es muss in der interkulturelle Philosophie darum gehen, Mittel und Wege zu einem alle Menschen einschließendem kulturellen Miteinander zu finden, dass jeder Kultur, jedem Einzelnen seine wohlbegründete spezifische Kulturalität lässt. Der Weg dazu führt über Untersuchungen, welche Philosophie dieses Anliegen begünstigt, um herauszustellen, was im Diskurs fragwürdig erscheint. Optimale Verallgemeinerungen und notwendige Ausdifferenzierung zeichnet diesen methodischen Weg aus.
6. Das Ziel einer interkulturellen Arbeit ist die gewaltfreie interkulturelle Verständigung durch argumentative Qualität des Zusammensetzens, um rassistische, kukturalistische und politische Instrumentalisierungen des Kulturellem zu begegnen, die der Verständigung entgegenwirken. 
7. Kultur ist in Differenz zur Natur zu sehen. Sie ist eine von Menschen geschaffene Lebensform, deren Eigenschaften und Merkmale für eine größere Gruppe, Zeitspanne und Lebensraum kennzeichnend sind. Kulturelle Tätigkeit entspringt zuvörderst der Beantwortung der allgemeinen und damit spezifischen philosophischen Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?  

Sonntag, 23. März 2014

Der menschliche Denkapparat - philosophisch betrachtet

Zusammenfassung Immanuel Kant, Transzendentalphilosophie
Ausgangspunkt: was kann man durch reines Denken ohne Rückgriff auf Erfahrung über die Welt herausfinden (also a priori)
Position des Empirirismus, z.B. David Hume: durch reines Denken können keine Wahrheiten über die Welt erkannt werden!
Kant: Ja, aber man kann über die Grundstrukturen der Erfahrungswelt a priori substantielle Erkenntnisse, Wahrheiten gewinnen. Denn die Welt und die in ihr vorkommenden Gegenstände haben bestimmte Eigenschaften, um überhaupt Gegenstände der Erfahrung zu sein. Darum geht es, diese Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung herauszustellen. Und die Philosophie, die diese Bedingungen versucht, darzustellen, ist bei Kant die Transzendentalphilosophie, nicht Transzendenzphilosophie, also etwas, das über die Erfahrungen hinausgeht, sondern etwas das a priori "vorhergeht", um die empirische Erkenntnis möglich zu machen! Diese Transzendentalphilosophie, die sich mit den Bedingungen der empirischen Erkenntnis beschäftigt, ist nunmehr noch aufzuteilen in eine transzendentale Elementenlehre, bestehend aus transzendentaler Sinnenlehre und transzendentaler Logik, sowie der transzendentalen Methodenlehre, die die formalen Bedingungen eines vollständigen Systems der reinen Vernunft bestimmt.
Diese Transzendentalphilosophie kommt zum Ergebnis:
Gegenstände müssen räumlich und zeitlich geordnet sein, um Gegenstände der Erfahrung sein zu können. ( Anschauungsformen )
2.  Alle Veränderungen in unserer Erfahrungswelt haben eine Ursache (Kausalität)
Die Welt, wie sie uns erscheint, wird mit "Welt der Erscheinungen" (Phänomena) bezeichnet. 
Von der Erscheinungswelt ist die Welt der Dinge an sich (Noumena) zu unterscheiden.
Erfahrungen kommen zustande, indem die Noumena in uns Anschauungen hervorrufen, die der Verstand anhand der Anschauungsformen (Raum und Zeit), sowie der Kategorien (Substanz, Kausalität u.a.) so strukturiert, dass eine Welt erfahrbarer Gegenstände entsteht.
Kritik bei Kant heißt nicht das, was wir heute unter Kritik verstehen, sondern ist ein Unterscheiden oder begriffliches Abtrennen von reiner und unreiner Vernunft und auch ein Legitimationsversuch der reinen Vernunft.
Kant nimmt eine Unterscheidung zwischen Ästhetik (Wahrnehmung, Aisthetik) und Logik vor, da es zwei menschliche Quellen der Erkenntnis gibt, nämlich die sinnliche Wahrnehmung und den Verstand.
 
Das erste Begriffspaar bilden also die Anschauung und der Verstand (Denken).
 
Wobei die Anschauung durch Sinnlichkeit aus den Gegenständen gegeben ist und etwas darüber aussagt, auf welche Art und durch welche Mittel sich Erkenntnisse auf Gegenstände beziehen. Der Verstand denkt die Anschauung und bringt sie in Begriffe.
 
Neben der Anschauung und dem Verstand sind die Sinnlichkeit und die Empfindung in Kants Terminologie ebenfalls von zentraler Bedeutung.
 
Die Fähigkeit, Vorstellungen durch das Affiziert-werden von Gegenständen zu bekommen, nennt Kant Sinnlichkeit.
 
Vermittelst der Sinnlichkeit also werden uns Gegenstände gegeben, und sie allein liefert uns  Anschauungen.
Er weist darauf hin, daß sich das Denken immer auf die Sinnlichkeit und auf die Anschauung bezieht, weil nur dadurch der Gegenstand gegeben werden kann.
Die Wirkung eines Gegenstandes auf die Vorstellungsfähigkeit heißt Empfindung. Damit sind drei der zentralen Begriffe, nämlich Anschauung, Sinnlichkeit und Empfindung bereits definiert.
Des Weiteren arbeitet Kant die Anschauung präziser heraus: Die Anschauung, die sich auf einen Gegenstand durch Empfindung bezieht, bezeichnet er als empirische Anschauung. Der empirischen Anschauung hängen Empfindungen an. Der unbestimmte Gegenstand der empirischen Anschauung ist die Erscheinung. In der Erscheinung enthalten, sind Materie und Form, womit sich ein weiteres Gegensatzpaar abzeichnet. Die Materie korrespondiert mit den Empfindungen. Die Form ordnet die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen. Deshalb ist die Form selbst auch keine Empfindung, sondern die Art und Weise der Verarbeitung von Empfindung. Die Materie aller Erscheinungen ist a posteriori gegeben. Die Form liegt im Gemüt a priori bereit und ist abgesondert von allen Empfindungen  die Form liegt also nicht im Gegenstand, sondern im Gemüt. Interessant bei Kant ist sein Isolationsverfahren, daß uns zur reinen Anschauung führt. Als reine Anschauung kann das bezeichnet werden, was nicht unbedingt vorstellbar, aber denkbar ist. Kant verdeutlicht, daß die reine Vorstellung eine Vorstellung ohne Empfindung ist; das heißt, die reine Form der sinnlichen Anschauung ist im Gemüt a priori gegeben. Im Gemüt wird das Mannigfaltige der Erscheinungen in gewissen Verhältnissen angeschaut. Die reine Form der Sinnlichkeit ist die reine Anschauung. Zu der gelangt Kant, indem er von der Vorstellung eines Körpers das Denken des Verstandes subtrahiert und davon noch die Empfindung abzieht. Dann bleiben Ausdehnung und Gestalt übrig, die gehören zur reinen Anschauung a priori und finden als bloße Form der Sinnlichkeit im Gemüt statt. Zur reinen Anschauung gelangt Kant, indem er von der Sinnlichkeit den Verstand abzieht; dabei erhält er die empirische Anschauung. Davon zieht er die Empfindung ab  das ergibt die reine Anschauung, die reine Form der Erscheinung ist und Sinnlichkeit a priori.
 
Zwei reine Formen sinnlicher Anschauung als Prinzipien der Erkenntnis a priori sind Raum und Zeit.
 
Die Transzendentale Ästhetik (Aisthetik) bezeichnet Kant als die Wissenschaft von allen Prinzipien der Sinnlichkeit a priori. Sie ist der erste Teil der transzendentalen Elementarlehre; im Gegensatz zur transzendentalen Logik, die sich mit den Prinzipien des reinen Denkens beschäftigt.
Das Transzendentale oder auch die transzendentale Sinnlichkeit bei Kant meint die
Bedingung der Möglichkeit der Erscheinung von Gegenständen, also die Bedingung der Möglichkeit von Wahrnehmung. Damit fragt das Transzendentale immer nach der Art und Weise, wie Gegenstände zu Objekten der Erfahrung werden.
Auffällig ist die Tatsache, daß er als Transzendentalphilosoph ohne konkrete Beispiele arbeitet, d. h., er sagt nichts über die Gegenstände aus, sondern über die Art und Weise wie sie in unserer Wahrnehmung zustande kommen. Wichtig dabei ist Kants Feststellung, daß Raum und Zeit Eigenschaften der Wahrnehmung sind.
Der Raum ist eine notwendige Vorstellung, a priori, die allen äußeren Anschauungen zum
Grunde liegt. Man kann sich niemals eine Vorstellung davon machen, daß kein Raum sei, ob man sich gleich ganz wohl denken kann, daß keine Gegenstände darin angetroffen werden. Er wird also die Bedingung der Möglichkeit der Erscheinungen, und nicht als eine von ihnen abhängende Bestimmung angesehen.
 
Die Zeit ist eine notwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zum Grunde liegt. Man
kann in Ansehung der Erscheinungen überhaupt die Zeit selbsten nicht aufheben, ob man zwar ganz wohl die Erscheinungen aus der Zeit wegnehmen kann. Die Zeit ist also apriori gegeben.
In ihr allein ist alle Wirklichkeit der Erscheinungen möglich.
 
Um Kants Formbegriff greifbarer zu machen, könnte man auch das Synonym der
Formatierung verwenden, da sich somit besser nachvollziehen läßt, daß Kant davon ausgeht, daß Form das ist, wie wir Wahrnehmung ordnen und daß Form a priori gegeben ist und damit die Voraussetzungen darstellt, die das empirische zum transzendentalen Subjekt macht.