Dienstag, 1. Januar 2013

PFLÜCKTEXTE

Pflücktexte sind sprachliche Anstöße, die - so der Name - auf dem Weg durch das Jahr gepflückt werden können, um eine neue Sichtweise zu gewinnen. 
Pflücktexte sind sprachliche Interventionen, die verstörend subversiv oder affirmativ klärend Fragliches in einen neuen Antwortrahmen stellen.
Pflücktexte können zu stärkenden Wegbegleiter werden.
Pflücktexte wollen gepflückt und weitergegeben werden.


Sprache - Ruhe - Stille
Die sprache die trägt
sie der boden des denkens
das netz der erkenntnis
der humus des verstehens

Ruhig werden
die sprache verlassen
und kommen
zu den worten
worte
die begriffe entstehen lassen
dinge in sagbarkeit verwandeln
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Was ist
was zeigt es
und wozu
sprache lässt verbindungen finden
worte bleiben den dingen nah
darin ruhen
ohne begründende wertung
einfach sein
einfaches sein
durch worte hindurch
stille erfahren
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Die vordergründige sinnlichkeit
den lärm der sinne
der gedanken
und gefühle
verlassen
lassen
schauen 
hören
ohne zu werten
ohne zu urteilen
nur da sein
spüren und lauschen
dinge ereignen lassen
wenn ruhe einkehrt
einfälle haben
wenn leere sich ausbreitet
nur dann kann etwas 
einfallen
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Stille - Ruhe
schauen
ohne etwas bestimmtes
sehen zu wollen
den willen lassen
reines offensein


Schauen
eine blume anschauen
ohne sie zu zerlegen 
in farbe und form
einen baum einen menschen 
aufnehmen
wie er ist
ohne wertung
ohne urteil
ohne ihn einzusortieren
in denkmuster und schubladen
in sprache

Stille - Ruhe
in der ruhe
ordnende
heilende
harmonisierende 
kräfte erfahren



Achtsamkeit führt in die Stille
Ruhe macht etwas mit uns
das wort sein lassen
es zu mir lassen
es atmen
achtsam werden 
auf den rhythmus
der mich abseits
der nach außen 
gerichteten sprache
im innern trägt
Atmen
und das bewusstsein 
wird nach 
innen
gerichtet
atmen erzeugt ruhe
wenn die gedanken
die immer wieder hochkommen
abfließen
wenn leere sich ausbreitet
stille
die still sagt
Siehe
mit dem atem gefüllt
Ich bin bei dir
Ausatmen
in all die gedanken und
gefühle hinein
die sich einstellen
nicht verdrängen
mit dem atem
schwebend lassen
sie 
getragen vom einfall
des wortes
nicht begriff
lebendiges wort
Ich Bin Bei Dir
gedanken gefühle
ankern
das wort mit dem atem verbunden
lebendig
neues geschieht
ICH BIN BEI DIR
getragen werden
in die tiefe der ruhe
die zu dir spricht
ICH und da nicht allein
in berührung kommen 
mit dem inneren ort
dort wo alte sprache
keinen zutritt hat
weil sie keinen zugang findet
dort wird neues geboren
das zur ruhe kommt
ein neuer geist
SIEHE ICH BIN MIT DIR 


Ruhe und Sprache
Die sprache die trägt
sie der boden des denkens
das netz der erkenntnis
der humus des verstehens

Ruhig werden
die sprache verlassen
und kommen
zu den worten
worte
die begriffe entstehen lassen
dinge in sagbarkeit verwandeln

Interkulturell nachgedacht
Bemühet euch nicht, neue Lehren zu predigen, sondern gebt euch hin in Liebe. Euer abendländisches Denken steht allzu sehr im Banne von Eroberungsgedanken, und euer traditioneller Wahn, Proselyten zu machen, ist neu eine Form davon. Christus predigt nie sich selbst oder ein neues Dogma oder eine Lehre, er predigt bloß Gottes Liebe.
Rabindranath Tagore (1861–1941)
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Kontemplatives Beten
Mir schien, dass man umso krampfhafter an der eigenen Identität festhielt, je fraglicher sie wurde!
Man muss üben, wenn man das eigene Herz für die Begegnung mit Gott disponieren will.
Von der Ichbezogenheit zur Gottbezogenheit, Leer-werden, kontemplativer Erlösungsweg, Ausrichtung auf Gott, den "Namen Jesu".
Stille, atmen, auf den Atem achten, ohne große Worte und Gesten:
Schauen und nicht Nachdenken
Lauschen und nicht Reden
Spüren und nicht Analysieren
Mit dem Dasein beten
Auf die Natur, den Körper, den Atem, die Hände achten,
Stilles atmen und beten des Namen Jesu (Herzensgebet)
Achte auf die Pause zwischen den Atemzügen.
Ich schaue auf Gott und Gott schaut auf mich - das verwandelt und heilt!
"Wenn dein Herz wandert oder leidet, bring es behutsam an seinen Platz und versetze es sanft in die Gegenwart des Herrn. Und selbst wenn du in deinem Leben nichts getan hast außer dein Herz zurückzubringen und wieder in die Gegenwart unseres Gottes zu versetzen, obwohl es jedes Mal wieder fortlief, nachdem du es zurückgebracht hattest, dann hast du dein Leben wohl erfüllt." (Franz von Sales)
Kontemplativ beten heißt, einfach da sein, aufmerksam und absichtslos in der Gegenwart Gottes verweilen. Nichts tun, nichts erreichen wollen, auch keine besonderen Erfahrungen, Gott um seiner selbst willen lieben, nicht um seiner Gaben willen!
Wenn ich erlebe, wie mein ruheloser Geist wieder ständig am Denken, Machen und Tun ist, kehre ich zurück in die Gegenwart, zu meinem Atem, zu meinen Händen und zum Namen Jesu, d.i. zum Dasein.
Nur zu Gott schauen und sich von ihm anschauen lassen. Nichts mehr. Und dann sehen, was passiert und wohin es mich führt.
"Deine Strahlen fassen und dich wirken lassen" (Gerhard Tersteegen)
Statt ständig selber zu wirken und das Reich Gottes in die Welt zu pressen!

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Die Zeit
»Die Zeit ist nicht heute. Die Zeit ist überhaupt nicht mehr, denn es könnte gestern gewesen sein, lange her gewesen sein, es kann wieder sein, immerzu sein, es wird einiges nie gewesen sein. Für die Einheiten dieser Zeit, in die andere Zeiten einspringen, gibt es kein Maß, und es gibt kein Maß für die Unzeiten, in die, was niemals in der Zeit war, hineinspielt.« Ingeborg Bachmann
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Der Weg
Du hörst zu. Wenn du zuhörst, wird zu dir gesprochen.
Wenn zu dir gesprochen wird, öffnen sich die Türen, wenn die Türen
geöffnet sind, dann bist du ganz bei ihnen, du kannst sie berühren, in
ihrem  Innersten sein. Nur so befreist du sie von  ihren Zweifeln und
ihren Ängsten  vor  den Übeln  der Welt. Du  befreist  sie  und  dafür
geben sie dir ihre Unterschrift, ihr Vertrauen und am Ende ihr Geld.
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Der Anfang...
Wer staunend zum erstenmal sein Spiegelbild betrachtet, fragt: “Wer ist der, welcher mich so staunend ansieht?”. Wenn das Denken sich selbst betrifft, beginnt das “Denken des Denkens” und wir fragen, was ist das eigentlich, “Denken”? Wohin führt es, wie weit trägt es, was leistet es, wo sind seine Grenzen? Philosophie jenseits des Staunens ist Fragen, ist Hinterfragen, in Frage stellen.
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Im Anfang war das Wort (Joh. 1,1)
Theologische Sätze sind voraussetzungslose,
nicht ableitbare Sätze:
Dass Gott allein aus der Selbstmitteilung seines Wortes
zu erkennen ist, das ist ein analytischer Satz,
mit dem Kirche und Theologie stehen oder fallen.
Es darf nicht vergessen werden, dass der Mensch im Verhältnis zu Gott
sich zuerst etwas sagen zu lassen und also zu hören hat,
was ihm unbekannt ist und was er sich auf keiner Weise
und in keinem Sinn selber sagen kann.

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Gib deiner Zeit mehr Leben
Einatmend weile ich ganz im gegenwärtigen Augenblick.
Ausatmend weiß ich, 
dass es ein wundervoller Augenblick ist.

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Ich glaube...
an die Auferstehung der Toten...
Und werde ich dann meine Verstorbenen wiedersehen?
Die Frage ist falsch gestellt:
Da ist dann kein Ich.
Da ist alles eins.
In der Zeitlosigkeit sind wir und unsere Verwandten eins.
Für den Verstand ist das nicht zu begreifen,
weil wir uns nur eine personale Beziehung vorstellen können.
In der Zeitlosigkeit aber gibt es eine viel innigere Verbundenheit.
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Verbundenheit

Im Universum ist alles mit allem verbunden.
Es gibt kein Abgetrennt-Sein.
Was an einem Ort geschieht,
kann sich unmittelbar an einem ganz anderen Ort auswirken.
Es gibt in der Wirklichkeit a-kausale Verbindungen,
die sich unbegreiflicherweise wechselseitig beeinflussen.
Sie beginnen dort,
wo deine Gedanken und Gefühle entstehen.
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Weltsicht – sich ein Bild machen

Die Welt ist nicht, was wir sehen, hören und intellektuell begreifen.
Die Welt ist alles, was der Fall ist,
aufgebaut auf der zufälligen Struktur unserer fünf Sinne und des Intellektes.
Wir Menschen kreieren die Welt.
Unser Weltbild ist ein menschliches, kein absolutes.
Wesen auf anderen Sternen – sollte es sie geben – haben ein anderes Weltbild.
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Allem, was lebt, ist heimlich
ein Verfallsdatum aufgedruckt.

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Aufbruch

Gerade wenn du mit vielen anderen Menschen zu tun hast,
wenn viele von dir etwas wollen,
wenn du dich in intensiven Gesprächen auf sie einlässt,
dann brauchst du die Stille, die die vielen Worte,
die du täglich hörst,
in dir zum Schweigen bringt.

Gefangen

In einem Leben von Pflichten und Normen
Vergessend darüber
Die Freiheit die geschenkt ist
Suchend nach Glück
Heraus aus der Enge
Die du dir selbst auferlegst

Wagend

Den Schritt nach vorn
Dass du wirst
Wozu du gedacht bist
(H.Hübner 1/2013)
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Der Geist wird reich
durch das,
was er empfängt,
das Herz
durch das,
was es gibt.
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Fragen
Fragen Fragen
                        fragen fragen
            Fragen
und keine Antwort
                        Leer
der Himmel
Ausgezogen die Antwort
            auf die Frage
                        ausgezogen
                        Dich zu erreichen
neben dir
            trifft Frage auf Antwort
und du schaust
noch immer fragend
in den Himmel
(H.Hübner 12/2012 nach Motiven
aus Questions/The Moody Blues)
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Sehnsucht
Ankommen in einem Sinn
Der das Suchen und Fragen zum Ziel führt
Doch so oft irrend umher
Im Dickicht des Lebens
Seinen unüberschaubaren Wahlmöglichkeiten
Sehnsucht
Nach Heimat und Sinn
Die Einladung hören
Die Sinnlosigkeit aufhebt
In dieser Zeit – die geschenkte
Und laufen und sehnen und tun
Sehnsucht
Fülle erlebend
Sehnen sucht
Und findet
(H. Hübner 1/2013)
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1. Leben
Nur für heute werde ich mich bemühen, einfach den Tag zu erleben - ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
2. Sorgfalt
Nur für heute werde ich größten Wert auf mein Auftreten legen und vornehm sein in meinem Verhalten: Ich werde niemanden kritisieren; ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern... nur mich selbst.
3. Glück
Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin ... nicht nur für die andere, sondern auch für diese Welt.
4. Realismus
Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.
5. Lesen
Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen. Wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist die gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.
6. Handeln
Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen - und ich werde es niemandem erzählen.
7. Überwinden
Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich keine Lust habe. Sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.
8. Planen
Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.
9. Mut
Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, und mich an allem freuen, was schön ist. Und ich werde an die Güte glauben.
10. Vertrauen
Nur für heute werde ich fest daran glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten – , dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt. - Nimm dir nicht zu viel vor. Es genügt die friedliche, ruhige Suche nach dem Guten an jedem Tag zu jeder Stunde, und ohne Übertreibung und mit Geduld.
( Dekalog der Gelassenheit nach Johannes XXIII. )

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